Isabel: Wir mußten ganz von vorne anfangen. Gerade als wir die neue Platte aufgenommen hatten, wurde das Label Go! Discs verkauft. Das bedeutete einerseits für uns, daß wir unsere Platte nicht rausbringen konnten, andererseits konnten wir auch nicht ohne weiteres zu einen neuen Label wechseln, weil wir vertraglich gebunden waren. Zwar fanden wir dann bei Roadrunner ein neues zu Hause (auch hier wurden Steine in den Weg gelegt, sodaß der Prozeß sich über ein halbes Jahr hinzog), aber in der Zwischenzeit waren wir ziemlich am Ende. Ich meine, es ist zwar ganz schön so rumzuhängen, aber irgendwie müssen wir ja auch Miete und Essen bezahlen.
Darron: Wir mußten unsere Instrumente und unser Equipment verkaufen und uns mit Jobs über Wasser halten.
Isabel: Ich begann irgendwann kleine Stoffpüppchen zu basteln. Du kannst Sie auf dem Cover sehen.
In der Tat: Auf dem Cover wimmelt's nur so vor Stoffpüppchen. Zwei davon sind auf dem Cover zusammengebunden ("Ja, die Liebe ist eine magische Sache", meint Isabel dazu). Die Mädel-Puppe hält übrigens eine Kerze in der Hand, und nicht etwa einen Joint oder eine Spritze. Dann gibt's auf der Rückseite eine grausam verstümmelte, blutverschmierte Voodoo-Puppe. Die Frage, ob das ein Kommetar zur Labelpolitik bei Polygram sei, bleibt grinsend unbeantwortet. Und dann gibt's noch einen Püppchen-Pool auf dem Tray der CD. Doch Püppchen hin, und Püppchen her: Musikalisch tat sich nicht viel in den letzten Jahren.
Isabel: Wie auch? Wir hatten ja kein Equipment mehr. Wir haben ein paar akustische Gigs gespielt, das wars.
Darron: Das Material dieser Platte war ja schon vor zwei Jahren fertig. Wir haben nur einen neuen Song, "Sober", auf der Platte - der mußte einfach drauf, weil wir einen Kommentar zu unserer Lage machen wollten.
"Sober" behandelt andeutungsweise die neue Situation, wo man - nüchtern - langsam wieder den Boden unter den Füßen spürt. Daneben gibt's das alte Material, welches man damals bei einem Aufenthalt in Spanien aufnahm.
Darron: Für uns sind das jetzt fast wieder neue Stücke. Da wir sie so lange nicht mehr gespielt haben, müssen wir sie erst wieder lernen.
Isabel: Ja, aber diese Stücke sind mit so schönen Erinnerungen verbunden, daß wir das gerne machen. Das war so eine tolle Zeit in Spanien. Wir spielten in einer ganz relaxten Atmosphäre, mit echten Mariachi-Spielern. Einen Song nahmen wir akustisch draußen auf - mit Grillen, Wind und jeder Menge Abendstimmung. Das war wunderbar.
Auf einem Song, dem als Single ausgekoppelten "El President", singt Thom Yorke von Radiohead mit. Wie kam das und ist es nicht gefährlich, gerade so einen Track als Single auszukoppeln, da man das doch als neue Radiohead-Single interpretieren könnte?
Isabel: Thom war einer der wenigen Musiker, der echtes Interesse an einer Zusammenarbeit zeigte. Wir sind ja vorwiegend Musikfans, was sich auch daran zeigt, daß wir immer gerne mal Cover-Versionen spielen. So können wir am besten zeigen, daß wir auch Fans sind. Bei Thom war das dasselbe. Ich fand einfach die Idee wunderbar, daß da dieser Charakter in diesem Song auftritt und Thom war die Idealbesetzung. Da ist es mir egal, was die Leute über diesen Song denken. Es geht doch nur um die Musik und es ist doch nur Musik.
Schön, daß es diese Einstellung noch gibt.