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COURTNEY MARIE ANDREWS
 
Die Übersetzerin
Courtney Marie Andrews
Was haben Jimmy Eat World, Milow und Damien Jurado gemeinsam? Antwort: Courtney Marie Andrews. Denn bei allen drei Acts war bzw. ist die Dame aus Seattle mehr oder minder als Musikerin intensiv beschäftigt - obwohl sie nebenher eine recht solide Solo-Karriere hingelegt hat. Ihr letztes Album, "Honest Life", das sie zusammen mit dem Toningenieur Floyd Reitsma in Seattle aufnahm, stellt zugleich eine Bestandsaufnahme dar, wie einen Neuanfang. Denn nachdem sie 2014 zunächst in Belgien mit der EP "Leuven Letters" den Grundstein für die neue Ausrichtung gelegt hatte, beschloss sie, sich von ihrer Vergangenheit insofern zu lösen, als das sie zunächst mal ihre ersten drei LPs vom Markt nahm und "Honest Life" zu ihrem eigentlichen Coming Of Age-Album erklärte. Dabei kommt "Honest Life" als ein leicht melancholischer - aber nicht depressiver - Rückblick auf die letzten Jahre ihres Lebens in Form einer lupenreinen, formvollendeten Old-School-Country-Storyteller-Angelegenheit daher. Für all das gibt es gute Gründe, wie uns Courtney berichtet.
"Mit dem Schreiben der neuen Songs habe ich bereits nach der letzten Tour mit Damien Jurado - für den ich Lead-Gitarre spielte - im April letzten Jahres begonnen", erzählt Courtney, "aber dann arbeitete ich zunächst mit diesem belgischen Songwriter Milow zusammen, was dazu führte, dass ich in Belgien zunächst die EP 'Leuven Songs' live im Studio mit Milows Band einspielte, die Stücke enthielt, die ich nicht unbedingt auf der nächsten LP sah. Als ich in Belgien lebte, schrieb ich dann die meisten Songs für 'Honest Life', weil ich dort ein gewisses Heimweh nach den USA verspürte." Das heißt also, dass die Umgebung das Songwriting Courtneys schon beeinflusst? "Definitiv war das so bei 'Honest Life'", gesteht sie, "denn dabei handelt es sich um eine Art musikalischen Reisebericht. Ich betrachte mich sowieso generell als ziemlich empathische Person - also beeinflusst die Umgebung mein Songwriting." Nun liefern Reiseerlebnisse ja auch gute Songthemen. "Definitiv", bestätigt Courtney, "und wenn es keine Reiseerlebnisse sind, dann sind es Begegnungen mit anderen Leuten, die mich inspirieren. Ich fühle mich anderen Leuten sehr stark verbunden und genieße es geradezu, wenn ich etwas über deren Leben erfahre. Es macht mir dann auch Spaß über diese Sachen Songs zu schreiben." Auf dem neuen Album gibt es einen Song namens "Irene", den Courtney zunächst über jemanden anderes schrieb, dann aber merkte, dass er wohl auch von ihr selbst handele. Ist das der Preis, den man zahlen muss, wenn man mit dem Input von anderen Leuten arbeitet? "Ja, ich gebe zu, dass mir das tatsächlich des Öfteren passiert", gesteht sie, "auch selbsterfüllende Prophezeiungen spielen eine große Rolle. Ich meine: Man schreibt einen Song und plötzlich passt die Storyline genau zu deinem eigenen Leben. Es ist schon lustig, wie die Intuition da manchmal in das Songwriting hineinspielt." Muss man dann eine Art Schauspieler sein, um diese Songs dann glaubwürdig rüberbringen zu können? "Also ich würde den Gedanken bevorzugen, dass ich dann einfach nur noch die Geschichtenerzählerin bin", überlegt Courtney, "ich muss dann nicht unbedingt den Charakter verkörpern, über den ich singe. Ich würde also nicht unbedingt sagen, dass ich eine Schauspielerin bin, sondern vielmehr eine Art Übersetzerin."
Wie gesagt, ist "Honest Life" eine mehr oder minder unverblümte Country-Scheibe geworden. Nun ist es aber so, dass Courtney (auch auf den nicht mehr erhältlichen CDs) neben der Country-Musik eine breite Palette von musikalischen Stilen ausprobiert hat. Es gibt auf ihrer letzten CD, "On My Page", sogar einen Song, den sie "Woman Of Many Colors" nennt. Ist das ein Bild, mit dem man die Musikerin Courtney Marie Edwards greifen könnte? "Ich habe - speziell im Bereich Singer/Songwriters - stets solche Kollegen besonders verehrt, die nach verschiedenen Wegen suchen, sich musikalisch kreativ auszudrücken", überlegt Courtney, "ich denke auch nicht, dass ich immer Country-Scheiben machen werde. Die Hauptsache ist es für mich, überhaupt Songs schreiben zu können - aber ich möchte mich stilistisch offen halten. Mit 'A Woman Of Many Colors' drücke ich das tatsächlich aus. Ich liebe Soul, R'n'B und alle möglichen Herausforderungen stilistischer Art, die ich auch gerne ausprobieren möchte." Dabei produziert Courtney ihre Alben weitestgehend selbst. Wobei es ihr gelingt, ein besonders organisches, warmes Klangbild zu erzeugen. "Das verdanke ich aber meinem Tontechniker Floyd, der einfach großartig darin ist, die Mikrophone immer am richtigen Ort zu platzieren", meint sie bescheiden, "es war aber auch wichtig, dass wir als Band live im Studio aufgenommen haben und einige Stücke auch erste Takes sind. Ich denke, das ist auch wichtig für den naturalistischen, rauen, organischen Sound."

Wonach sucht dabei die Songwriterin Courtney Marie Andrews? "Ich denke, es ist die Balance zwischen vielen Dingen", beschreibt sie, "als erstes gilt, dass wenn man eine Geschichte erzählen will, man einige reale Details und Fakten einfließen lassen sollte, um die Sache glaubwürdiger zu gestalten. Ein guter Song sollte immer in der Realität wurzeln. Es ist schwer zu beschreiben - aber ich komme von der Schule eines Hank Williams. Man kann - meiner Meinung nach - immer erkennen, wenn ein Songwriter sich bei einer Zeile keine Mühe gibt, sich mit der erstbesten Idee zufrieden gibt und gar nicht erst versucht, nach der perfekten Zeile zu suchen." Nun ist es - gerade bei Courtneys Texten - die oben beschriebene Suche nach der perfekten Zeile, die diese am Ende so memorabel machen. Was ist denn Courtneys Rezept zu diesem Ergebnis zu kommen? "Auf dieser Scheibe bin ich so vorgegangen, dass - wenn eine Zeile sich nicht richtig anfühlte - ich sie erst mal beiseite gelegt habe und dann später noch mal versucht habe dran zu arbeiten. Das hatte zur Folge, dass die Songs an sich zwar recht schnell entstanden sind - aber insgesamt über einen langen Zeitraum - weil ich eben immer mal wieder dran gearbeitet habe. Dabei verlasse ich mich hauptsächlich auf mein eigenes Urteilsvermögen. Dazu gehört auch eine gewisse Intuition: Man fühlt einfach, ob und wenn etwas passt oder nicht. Das ist also mein Motto: Wenn es nicht der Tag für diesen oder jenen Song ist, dann schaue ich mir das später noch mal an." Ist dabei die Musik vielleicht eine Art von Therapie? "Natürlich", meint Courtney fast entrüstet, "ich denke sogar, dass Musik die meisten Leute - auf unterschiedliche Weise - heilen kann. Und was mich selbst betrifft, so würde ich das Ganze gar nicht 'Therapie' nennen - es ist halt mein Leben; etwas, was ich einfach tun muss, um mich normal fühlen zu können, weißt du?" Da ist Courtney aber auf eine gewisse Weise auch privilegiert, nicht wahr? "Indem ich mich künstlerisch ausdrücke?", meint sie, "ja, das ist etwas, was ich allen Leuten empfehlen würde. Es ist nämlich ein geradezu warmherziges, glückliches Gefühl, wenn man zum Beispiel einen Song fertig gestellt hat." Ist das auch das, was der lohnendste Aspekt des ganzen Tuns ist? "Ja", bestätigt Courtney, "als Musikerin kann ich zwar eine Menge cooler Dinge machen und erleben - aber es geht nichts über das Gefühl, wenn es mir gelungen ist, einen Song zu schreiben, mit dem ich mich selbst beeindrucken kann. Eine gute Arbeit abzuliefern und mich hierbei von Mal zu Mal zu verbessern ist der Grund, warum ich überhaupt angefangen habe, Musik zu machen. Das mag sich zwar kitschig anhören - aber ich liebe einfach das, was ich tue." Und was macht dann nicht so viel Spaß? "Das Business", meint Courtney wie aus der Pistole geschossen. Und was ist die größte kreative Herausforderung? "Der Song an sich", führt Courtney aus, "ich denke, die meisten Leute brauchen eine Klangumgebung, um für sich beurteilen zu können, ob ein Song gut ist. Und es ist der schwierigste Teil am kreativen Prozess ist es, das rüberzubringen. Die wenigsten Leute können die Qualität eines puren Songs ohne das Arrangement erkennen. Für mich ist also die Interpretation eines Songs die schwierigste Aufgabe." Das ist freilich eine Argumentation, die man so oft in diesem Zusammenhang nicht zu hören bekommt. Es erklärt aber vielleicht auch, warum Courtney Marie Andrews eigentlich jeden Song mit einer Inbrunst und Hingabe präsentiert, als sei es ihr letzter - was ja nun wirklich keine schlechte Einstellung ist. Das äußert sich auch, wenn sie live mit geschlossenen Augen singt. "Das ist lustig, denn darüber habe ich auch mit meinem Freund Damien Jurado gesprochen, dem das auch aufgefallen ist", meint sie lachend, "manchmal denkt man ja gar nicht über den Song nach. Man singt dann die Worte der Texte - aber man denkt ganz andere Worte. Das ist ein wenig komisch - aber das passiert schon mal."

Courtney Marie Andrews
Wie geht es weiter für Courtney Marie Edwards? Gibt es da noch Träume oder Visionen? "Ich denke, ich habe eine lange Strecke vor mir, auf der ich Millionen von Träumen und Visionen erforschen kann", meint sie forsch, "ich möchte zum Beispiel mehr daran arbeiten, Klangräume zu erschaffen und mit einer Band zu arbeiten - Dinge ausprobieren, weil ich denke, dass das sehr wichtig ist. Dabei nehme ich die Dinge so, wie sie kommen - aber das oberste Ziel ist es immer, gute Songs zu schreiben. Ich weiß also nicht, ob ich je gut darin werde, mit Sounds und der Technik zu hantieren, aber ich weiß, dass mein Ziel immer sein wird, coole Songs zu schreiben." Mehr muss es ja auch gar nicht sein. Und im Falle von Courtney Marie Andrews sei hier mal ein Zitat des gewesenen EZB-Vorsitzenden Mario Draghi angebracht: "Und glauben sie mir: Das wird genug sein!"
Weitere Infos:
www.courtneymarieandrews.com
www.facebook.com/CourtneyMarieAndrews
twitter.com/courtneymamusic
www.instagram.com/courtneymarieandrews/
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Courtney Marie Andrews
Aktueller Tonträger:
Honest Life
(Loose/Rough Trade)
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