T.V.: Zunächst hatte ich da Bedenken, weil ich dachte, es ginge um einen Punk-Ausverkauf. Doch dann merkte ich schnell, daß die Jungs Enthusiasten waren und ihren Wurzeln eine Referenz erweisen wollten. Campino interessierten meine Solo-Alben und er versprach, wenn er ein eigenes Label hätte, etwas von mir zu veröffentlichen. Und das ist jetzt so weit.
So erscheint dann "Generation Y" auf dem Hosen-Label J.K.P. Für Integrität ist somit also gesorgt. Nicht, daß Smith sowas nötig hätte: Die Platte fertigte er praktisch im Alleingang zu Hause an. Bis auf die Hilfe eines Drummers spielte er alle Instrumente selber ein. Die CD hat deswegen ein sympathisches, organisches "Homespun-Feeling".
T.V.: Ich wollte ein wenig menschliche Wärme erhalten. Es werden heute Unmengen von Geld in Hochglanz-Produktionen gesteckt, die dann furchtbar steril klingen.
Na ja, aber da gibt es doch auch noch die sogenannte Low-Fi-Welle mit ihren credibility-heischenden Schnürsenkel-Produktionen.
T.V.: Schon - nur daß es auch wieder Unsummen kostet, das so "Low-Fi" klingen zu lassen. Nein: Ich wollte meinen eigenen Weg gehen.
So ist "Generation Y" trotz aller Bitternis bei den Lyrics überraschend poppig und extrem catchy ausgefallen. Geht Smith jetzt den Chumbawamba-Weg - also über die Hitparaden die Anarchie ins Wohnzimmer zu tragen?
T.V.: Schön wär's. Das ist auch einer der Gründe, warum ich zu J.K.P. gegangen bin. Die kümmern sich. Wir überlegen, den Titeltrack als Single auszukoppeln.
Sicherlich keine schlechte Idee, denn neben einer griffigen Melodie verkörpert dieser Song das Thema der Platte. Es geht um die Generation nach "X", diejenige, die die Frage stellt (Y = WHY?), warum es denn so hatte kommen müssen. Es geht auch um die Entfremdung dieser Generation, die zu nichts und niemand gehören zu scheint, um die sich niemand kümmert, die Vereinsamung der Leute.
T.V.: Ein Licht ging mir auf, als ich realisierte, daß mich die Werbung gar nicht mehr als Zielgruppe aufgreift. Für die existiert unsere Altersgruppe eigentlich gar nicht - nur die Jugend zählt. Zunächst war ich besorgt, von wegen älter werden und so. Dann dachte ich mir, daß es fantastisch ist, nicht mehr manipuliert zu werden - eine Befreiung sozusagen.
Smith's Schlußfolgerung und Kommentar zu dieser Problematik ist somit, daß es eigentlich gar nicht darauf ankommt, ob sich die Regierung oder das Establishment für dich interessiert, da es eher darauf ankommt, einen Sinn für Integrität und Selbstwertgefühl basierend auf der eigenen Person zu finden. Die Frage ist: Folgt auf die Generation Y unmittelbar die Generation Z als letztes Glied in der Kette?