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ECHO & THE BUNNYMEN
 
Blumenkinder
Echo & The Bunnymen
Wer sind denn die komischen Leute auf dem Cover der neuen Bunnymen CD? "Britney Spears, Freddie Mercury und Edith Piaf", meint Ian McCulloch schmunzelnd, "Britney ist die kleine Figur in der Mitte." Das ist natürlich quatsch: Das Cover zeigt ein koloriertes Foto aus dem letzten Jahrhundert, sieht einfach nur schön aus und hat weiter nichts zu bedeuten. Es zeigt aber die Hinwendung der Bunnymen zu einer ganz eigenen Art von Humor.
Ian McCulloch ist froher Dinge. Den ganzen Tag hat er der versammelten Schreiberschaft seine Lebensgeschichte und mehr erzählt und ist auch jetzt kaum zu bremsen. Das neue Album der Bunnymen heißt "Flowers" und klingt für Bunnymen-Verhältnisse geradezu lustig - nun ja, jedenfalls heiter und irgendwie optimistisch. "Aber da sind schon noch typische, düstere Bunnymen Tracks drauf", beharrt Ian - nur um dann doch einzulenken, "naja, eigentlich hast Du recht. Das ist schon eine optimistische Platte. Frag mich aber nicht, warum. Manchmal wachst Du morgens einfach auf und bist glücklich." Mag sein, aber eine Platte nimmt man doch nicht an einem Tag auf, oder? "Nicht ganz", erläutert Ian, "aber diese Scheibe haben wir so schnell wie noch nie aufgenommen. Wir hatten nur ein beschränktes Budget und haben so effizient wie möglich gearbeitet. Das Ergebnis hat so auch eine belebende Frische. Geplant war das nicht, aber wir haben viele Probedurchläufe direkt auf die fertige CD mit übernommen." Es gibt auch wieder neue Bunnymen. "Ja, wir haben die drei Jungs eher zufällig getroffen und dachten gleich, daß das eigentlich die richtigen wären. Sie sind coole Typen. Vor 20 Jahren wären sie eh in der Band gewesen. Und der Keyboarder, Ceri James, ist verdammt noch mal der beste Musiker, mit dem wir je zusammengearbeitet haben und der wird auch außerhalb der Bunnymen großes leisten."
Echo & The Bunnymen
Die neuen Jungs senken das Durchschnittsalter der Bunnymen dramatisch. Doch Alter ist kein Thema für Ian. Angesprochen auf den Umstand, daß Leute in seinem Alter, die sich noch mit Musik beschäftigen, gerne auch schon mal als kindisch angesehen werden, reagiert er gereizt. "Leute, die so was sagen, haben nicht verstanden, worum es bei der Musik geht. In dem Moment, wo John Lennon 'Help!' schrieb, wurde es zu viel mehr als einem Song. Zu sagen, Musik sei altersabhängig, ist totaler Blödsinn. Es gibt ja auch keine Vorschriften, daß man sich nur in einem bestimmten Alter für Gemälde oder Theater interessieren darf." In der Tat versetzen die "Neuen" der gewohnten Bunnymen-Melancholie einen gehörigen Tritt in den Allerwertesten. So leichtfüßig kamen die Hasenmänner eigentlich noch nie daher. Besonders die von Ian angesprochenen organischen Keyboards verleihen der Sache eine pikante Note und ergänzen Will Sergeant's Gitarrenläufen hervorragend. Denn: "Flowers" ist nicht nur leichtfüßig, sondern auch ziemlich psychedelisch geraten. "Stimmt. Will kam mit seinen ganzen Effektgeräten an und ich dachte schon 'Au weia, jetzt geht das wieder los'. Aber so schnell und effizient hat Will noch nie gearbeitet - und bei alledem klingt es auch noch wie live. Das ist schon was besonderes." Womit wir auch gleich zum Erfolgsgeheimnis von Echo & The Bunnymen kommen: "Das ist und war immer schon die Chemie zwischen mir und Will", erläutert Ian, "mir läuft es immer kalt den Rücken herunter, wenn Will meinen Gesang mit einem melodisch gegenläufigen Gitarrenlauf beantwortet." Zwar hat Ian da recht, nur das ist auch der Kritikpunkt, der den Bunnymen häufig entgegengebracht wird, denn das Suchen nach solchen Momenten erzeugt hin und wieder auch Monotonie. Dagegen hat Ian seit Electrafixion-Zeiten aber ein probates Mittel gefunden. "Meinst Du den zweiten Refrain?", fragt er - und der ist gemeint, "ein guter Pop-Song braucht das Überraschungsmoment, eine gute Melodie und am besten noch eine mehrdeutige Struktur." Als Beispiel hierfür führt Ian Bowie's "Golden Years" an. "Als ich das mit 13 hörte, fand ich gleich, daß das ein klasse Popsong ist. Mir wurde damals allerdings nicht bewußt, daß Bowie damals ziemlich ausgebrannt war und überhaupt nicht über 'goldene Jahre' sang, sondern das Ganze zynisch gemeint ist. Sowas mag ich." Deshalb geht es auch in Bunnymen-Texten nicht ganz eindeutig zu. Zwei Beispiele seien genannt. "Nimm z.B. 'King Of Kings'. Da geht es im Prinzip um Jesus. Wir waren in Rio und ich war nicht besonders gut drauf. Da habe ich mir diese Statue auf dem Zuckerhut angeschaut und das hat mir geholfen, über mein Tief hinwegzukommen. Meine Theorie ist aber, daß sich Jesus auch verändert, wenn solche Dinge passieren, daß es ihm durch die erfahrenen Leiden schlechter geht." Und das mit den verbrannten Flügeln ist wieder auf Ian's Leitmotiv, Ikarus, zurückzuführen.
Echo & The Bunnymen
Irgendwo gibt's auf jeder Bunnymen-Scheibe fallende Typen, die sich die Flügel verbrennen. Eine besonders seltsame Formulierung gibt es in "Shine". Dort heißt es: "Ich bin das Gold in Deiner Goldmine, du läßt mich glänzen." Ist das nicht ein wenig anmaßend? "Es ist ja leicht, zu jemandem zu sagen, 'Du bist das Gold'. Aber was ich möchte, ist, daß das jemand mal zu mir sagt - und zwar, weil es doch verdammt selten passiert. Deswegen wählte ich hier die erste Person." Und weswegen heißt das Album "Flowers"? "Ich mag es, wenn Alben den Titel eines Stückes tragen. Zugleich ist es aber auch eine schöne Metapher: Blumen blühen, überwintern, kommen dann zurück. Viele haben uns schon lange totgesagt, aber wir haben nur überwintert und blühen jetzt wieder", Ian denkt kurz nach und ergänzt dann: "Mit der Option, dann doch zu sterben." Was momentan nicht wirklich akut ist. Zunächst werden die Bunnymen mit ihren jungen Kollegen noch auf eine ausgedehnte Tour gehen, und ihnen die Welt zeigen - worauf sich Ian ordentlich freut...
Weitere Infos:
www.bunnymen.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-
Echo & The Bunnymen
Aktueller Tonträger:
Flowers
(Cooking Vinyl/Indigo)

 
 

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