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THE BANGLES
 
Hits aus dem Zeppelin
The Bangles
"Sag mal, was hat es denn mit dem Kopierschutz auf sich?" fragt Vicki Petersen den Betreuer von der Plattenfirma, nachdem wir sie darauf aufmerksam gemacht haben, dass das Rückcover der neuen CD, "Doll Revolution", zu einem Drittel aus Hinweisen auf den Kopierschutz besteht, "man kann die nicht im Auto abspielen? Das wusste ich ja gar nicht." Der Mann wirkt sichtlich nervös. "Also, in den meisten Autos funktioniert es ja", meint er unsicher. "Aber nicht in denen von den Gaesteliste.de-Mitarbeitern", beharrt Vicki. "Äh ja - dann muss man halt das richtige Auto haben. Ich fahre einen Audi und..." - "Das sind doch Journalisten, kannst du mir mal sagen, wie die sich einen Audi leisten sollen?" meint Vicki nicht ganz unrichtig. Das sind dann die Momente, die man als Gaesteliste.de-Korrespondent besonders gerne erlebt.
Beispiele wie dieses zeigen ja, dass die Künstler offensichtlich am wenigsten an den momentanen Zuständen auf dem Musikmarkt beteiligt sind. Es zeigt aber auch noch etwas anderes: Beim vorangegangenen Interview wurden Vicki Petersen und Michael Steele nicht müde darauf hinzuweisen, dass sie in den 80er Jahren keineswegs die kreative und geschäftliche Kontrolle über das "Business" Bangles hatten (wie Vicki es wörtlich ausdrückte) - und dass diese Zeiten jetzt vorbei sind: Die Gurls wissen nunmehr genau, wo es lang geht und wollen auch bestimmen, wie das zu geschehen hat. Als wir Vicki Petersen vor zwei Jahren das letzte Mal trafen, spielte sie bei den Continental Drifters und die Bangles-Reunion war - zumindest was ein neues Album anging - offiziell noch kein Thema. Sie erzählte uns aber damals bereits, dass einer der Gründe es noch mal zu versuchen die Herausforderung sein könnte, ein mal einen Hit zu haben, den die Damen ganz alleine geschrieben hätten. Mit "Something That You Said" vom neuen Album ist dies ja nun (zumindest bei uns) erst einmal gelungen. Was waren die anderen Gründe und was gibt es denn jetzt noch zu erreichen?

"Ein super Konzept, nicht wahr?" überlegt Vicki, "ich denke, dass die anderen Gründe musikalischer Natur waren. Wir waren daran interessiert, den Bangles-Stammbaum auszuloten und herauszufinden, was wir noch zu sagen hätten. Es war eine Art Neugier." "Wir waren offensichtlich noch nicht fertig", ergänzt Michael, "und das Album wurde dann ja auch ganz gut. Also war es eine gute Sache." Auf einigen Editionen der neuen Scheibe gibt es als Bonus Tracks die Stücke der ersten Single, "Out Of Hand" und "Call On Me" - die erstaunlich gut zum Rest der Scheibe passen. (Die Bangles haben für die neue Scheibe auch ihr eigenes Label, Down Kiddie!, wieder belebt). Zeigt das, dass sich der Kreis nun geschlossen hat? "Oh ja, ich war damals zwar noch nicht dabei, aber ich finde dass das stimmt", meint Michael. Vicki erklärt das so: "Also wir haben die Sachen für diese Scheibe die Stücke neu gemastered und wir sind um das Mischpult herumgetanzt und haben gesagt: 'Das war unsere beste Arbeit'. Nein, es ist schon irgendwie seltsam, dass die Stücke so gut passen."

Heißt das jetzt alles, dass das neue Album näher an der ursprünglichen Vision dran ist, die die Bangles von sich selber gehabt haben mögen, als das, was sie in den 80ern machten? "Auf gewisse Art schon", bestätigt Vicki, "es war dieses Mal unsere Vision - vom Beginn bis zum Ende." - "Wie du ja schon bemerkt hast: Das ganz alte Zeug und die neuen Sachen klingen ähnlich", führt Michael aus, "der Rest in der Mitte klingt anders. Es ist schon irgendwie interessant... Wir sind irgendwie vom 80s Godzilla mitgeschleppt worden." - "Weißt du, früher haben wir viele Kompromisse eingehen müssen, aber es gab auch andere Sachen", elaboriert Vicki, "einiges ist schlicht ein Produkt seiner Zeit. Wenn du irgendeine Scheibe der 80er anhörst, hast du da diesen charakteristischen Snare-Sound. Wir haben damals ja schon ziemlich einfach aufgenommen - zusammen in einem Raum. Und dann wurden wir systematisch Ton für Ton auseinander genommen und ersetzt durch dieses - Ding. Wir saßen da und beobachteten wie diese rauen Rolling Stone-mäßigen Stücke verwandelt wurden in diese polierten kleinen 80er Scheißbatzen. Es war interessant." - "Nicht poliert, vergoldet!", beharrt Michael.

Was hat man denn getan, den Bangles-Sound von damals etwa zu behalten bzw. zu erweitern? "Ich denke, dass wir immer wie wir selber klingen", meint Michael fast entschuldigend, "egal was wir auch tun. Und das ist ja irgendwie auch gut." "Wir sind ja immer noch sehr von der Musik der 60er inspiriert", schwärmt Vicki, "das hört man natürlich auch. Man hört Fairport Convention, man hört die Beatles." - "Ja, das ist lustig. 20 Jahre später machen wir immer noch dasselbe", ergänzt Michael. Aber es gibt auch neue Sachen, wie Vicki uns verrät: "Wir haben ein paar neue Spielzeuge - Drumloops, Sounds und wir haben einige Freunde eingeladen, wie z.B. Peter Holsapple oder Greg Leisz, der eine erstaunliche Pedal-Steel-Guitar spielte und sie klingen ließ, als spiele er noch 14 andere Instrumente zusätzlich." Peter Holsapple ist natürlich der verbleibende Mastermind der Continental Drifters. Auf der neuen Scheibe gibt es auch zwei Stücke, die Vicki für die Drifters geschrieben hat und mit diesen auch gespielt hat: "The Rain Song" und "Mixed Messages". Warum sind die denn auf der Scheibe gelandet? "Wir haben alle Songs aus unseren 'anderen Leben' herangezogen", erklärt Vicki, "entweder die Periode zwischen den Bangles oder noch älter. Es war eine Chance dieses Material einzubringen, ohne dass einem jemand reinredet." - "Das war das Ausschlaggebende", stimmt Michael zu, "es ist schwierig genug, wenn du vier Meinungen unter einen Hut bringen musst, aber wenn es da noch so viele Leute in Anzügen gibt, wie damals, dann ist das schon schlimm. Es war nett wie es jetzt ist. Es ist schon ein Unterschied, ob der Druck von dir selbst oder von außen kommt."

An dieser Stelle sei die Frage erlaubt, wie der Status der Drifters ist, nachdem Vicki ja jetzt "zu tun" hat (und nachdem Susan Cowsill, mit der Vicki zusammen das Gesangsduo Psycho Sisters bildet, ausgestiegen ist). "Ich werde das sagen bis ich 83 bin", erklärt Vicki, "ich denke, dass die Drifters eine Band sind, die immer existieren wird. Wie du vielleicht weißt, wird Edgar [Heckmann - von Blue Rose Records] demnächst eine Drifters-Scheibe von 1993 herausbringen. Das ist die Boy Band Version der Drifters. Susan und ich singen nur ein paar Harmonien. Das wird interessant sein, sich das anzuhören. Das ist eine Band, die immer in irgendjemandes Wohnzimmer einen Platz haben wird. Ich denke, dass ich in den Drifters zu einer kompetenteren Gitarristin wurde. Ich war da nicht so traumatisiert wie von einigen Dingen im Bangle-Land. Ich bin jetzt eine weniger leichtfertige, sondern sorgfältigere Gitarristin. Ich denke, das hörst du auch bei den Bangles."

Eine Frage, die jedem auf dem Herzen brennen muss, der Zeuge dieser denkwürdigen Veranstaltung gewesen ist: Was denkt man sich eigentlich, wenn man bei "Wetten Dass?" auf der Bühne steht und ein Medley von alten Songs zum Playback singen muss? "Das ging ja noch", meint Michael, "wir spielten in England bei dieser Graham Norton Show - das ist eine Art Talk Show - und die Show ist sehr populär. Als wir uns das Publikum anschauten, sahen wir nur silbrige Haare - ich meine: Jeder einzelne im Publikum war mindestens 70 Jahre alt. Und wir haben 'Tear Off Your Own Head' gespielt. Du hättest mal sehen sollen, wie die uns angeschaut haben. Es hat sich niemand bewegt. Bei 'Wetten Dass?' war das Publikum ja doch eher gemischt." - "Mir ist aufgefallen, dass vorne alle möglichen Leute in Anzügen saßen, hinten waren ein paar Fans zu sehen, für die wir auch spielten. Es war aber wirklich, als wärest du auf psychedelischen Drogen. Andererseits haben wir es aber auch genossen, weil es so unwirklich und seltsam war. Man hatte uns vorher erzählt, wie populär das hier sei und so haben wir es mit Sachen wie der 'Ed Sullivan Show' gleichgesetzt. Wir haben uns also vorgestellt, wir wären bei der 'Ed Sullivan Show'. Das hat dann für uns funktioniert."

Wie fühlen sich die Bangles denn, wenn heutzutage andere Leute Bangles Stücke covern? "Es ist ziemlich wild", sagt Vicki, "damit hätte ich eigentlich nicht gerechnet, dass andere Leute mit unseren Stücken Hits haben... als wir z.B. damals 'Eternal Flame' machten, habe ich es zwar geschätzt als der Riesen-Hit, der es war, aber mein Kommentar war, dass mit diesem Stück ja nun wirklich jedermann einen Hit hätte haben können - weil es eben ein klassischer Hit war, aber eben nicht ein typischer Bangles Song, wie nur wir ihn hätten machen können." - "Was jetzt ja bewiesen ist, nachdem Atomic Kitten auch einen Hit damit hatten", kann sich Michael nicht verkneifen zu ergänzen.

The Bangles
Wie funktioniert denn eigentlich das Songwriting bei den Bangles. Immer wieder hört man ja, dass es schwierig sei, mehrere Songwriter in einer Band unter einen Hut zu bekommen. "Es gibt keine Regel", überlegt Michael, "es gibt viele verschiedene Arten, an die man denken könnte. Wir inspirieren uns mit verschiedenen Kombinationen von uns selbst, mit Freunden - es ist ein bisschen verrückt. Es ist nicht wie bei den Beatles. Die konnten sagen 'lass uns einen Rolls Royce schreiben', 'lass uns einen Swimming Pool schreiben'." - "Leider funktioniert das bei uns nicht... Bei uns ist es organisiertes Chaos würde ich sagen", wirft Vicki ein, "bei dieser CD, die wir zusammen mit Brad Wood produziert haben, saßen wir ziemlich am Ruder. Wir wussten genau, wie was klingen sollte. Wer immer den Song geschrieben hat, hat also die Führung übernommen und gesagt, wie es gemacht werden sollte. Und dann haben die anderen ihren Senf dazugegeben und das Chaos brach aus. Wir waren alle da, aber wer immer den Song geschrieben hat, hat gesagt, wo es lang gehen sollte Wir sind auf dieser Scheibe nicht die Backing Band gewesen, die wir damals waren."

Was hat eigentlich Michael Steele in der Zeit zwischen den beiden Bangles-Projekten gemacht? "Nichts, was für dieses Interview jetzt wichtig wäre", antwortet Michael, "beide meine Eltern sind gestorben - das war ziemlich schwer für mich. Ich hatte auch ein paar persönliche Probleme zu lösen. Ich habe auch ein wenig in Bands Bass gespielt, aber nichts, was bis in die Schlagzeilen gekommen wäre."

Was möchten die Bangles denn jetzt noch machen? "Fallschirmspringen", meint Vicki. Nun, wir dachten eher an musikalisches. "Ach so - einen Smash Hit möchten wir schreiben." - "In einem Goodyear Zeppelin", fügt Michael hinzu und überlegt dann weiter: "Na, vielleicht sollten wir einen Smash Hit schreiben, während wir aus einem Zeppelin heraus mit einem Fallschirm abspringen."

Weitere Infos:
www.thebangles.com
www.going-down-to-germany.de
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Autumn de Wilde-
The Bangles
Aktueller Tonträger:
Doll Revolution
(EMI)

 
 

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