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THE PASTELS
 
"Wir wollen immer The Pastels bleiben"
The Pastels
Nein, richtig berühmt im eigentlichen Sinn des Wortes sind The Pastels nie gewesen. Doch selbst in den Insiderkreisen, in denen Stephen McRobbie und seine Gang lange Jahre als Kultstars verehrt wurden, sprach schon länger niemand mehr von der Band aus Schottland, die mit ihren eigenen Platten auf so legendären Labels wie Glass, Creation Records oder Paperhouse seit den frühen 80ern genauso für Furore im Untergrund gesorgt hatten wie als Mitbegründer des 53rd and 3rd-Labels, das uns Platten von Bands wie The Vaselines oder Talulah Gosh bescherte. Der Grund dafür, dass die Pastels kurz davor sind, der Vergessenheit anheim zu fallen, ist denkbar einfach: Zwar mischen die Damen und Herren in Glasgow weiter kräftig - vor wie hinter den Kulissen - im Musikbiz mit, ihr letztes reguläres Album, "Illumination", erschien allerdings bereits 1997!
Als wir Stephen vor sechs Jahren in Köln trafen, erzählte er uns freudestrahlend von einem Remix, den Kevin Shields für die Pastels gemacht hätte, und dass niemand damit gerechnet hätte, dass er jemals fertig würde, da das frühere My-Bloody-Valentine-Mastermind bekanntlich für seine Langsamkeit berüchtigt ist. Folgerichtig stellten wir Stephen bei unserem neuerlichen Gespräch vor wenigen Wochen als erstes die Frage: Wo zur Hölle bist du, bitte schön, gewesen? "Nach 'Illumination' haben wir sofort begonnen, neue Songs zu schreiben", berichtet Stephen. "Einige davon sind auch in einer John-Peel-Session dokumentiert worden, an der übrigens auch Kevin Shields beteiligt war. Danach ging irgendwie erst einmal jeder eigene Wege, und wir haben begonnen, unser neues Label Geographic aufzubauen, was ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen hat. Dann kam das Angebot für den Film-Soundtrack. Das hat uns den richtigen Kick gegeben, und jetzt fühlen wir uns wieder bereit, etwas Neues anzufangen."

Angesichts der vielen Instrumentals stellt sich die Frage: Klingt der Soundtrack so, wie eine Pastels-Platte im Jahre 2003 klingen würde (eben nur ohne den Gesang), oder haben sie sich bei der Arbeit an bestimmten Filmmusik-Komponisten orientiert? "Es war schon etwas anderes, als an einer regulären Platte zu arbeiten. Die Bilder haben ja oft ihre eigene Botschaft, darum haben wir die Musik oft bewusst neutraler gehalten, als Pastels-Musik für gewöhnlich sein würde. Deshalb denke ich schon, dass die Stücke woanders gelandet sind, als wenn wir eine eigene Platte aufgenommen hätten. Trotzdem gibt es einige Stücke, bei denen wir überlegen, ob wir sie nicht zu richtigen Pastels-Songs ausbauen sollen, "Charly's Theme" zum Beispiel. Und natürlich gab es Soundtracks, die inspirierend waren. Kryzstof Komedas Arbeiten für Roman Polanskis 'Cul-De-Sac' zum Beispiel, und ich liebe es, wie die Music von 'The Wicker Man' so sehr in den Film eingebunden ist. Wir hatten also schon einige Beispiele für wirklich gelungene Soundtracks im Hinterkopf, aber letztendlich wollten wir in erster Linie unser eigenes Ding machen. "

Dass Stephen und Co. der Soundtrack so flüssig von der Hand ging, verdanken sie nicht zuletzt auch ihrem Produzenten. Kein Geringerer als der Großmeister der Chicagoer Szene, John McEntire, arbeitete nämlich mit den Pastels bei den Aufnahmen eng zusammen, und auch Pulp-Sänger Jarvis Cocker taucht auf dem Soundtrack als Gastsänger bei dem Song "I Picked A Flower" auf. So ungewöhnlich, wie es für manche vielleicht auf den ersten Blick scheint, ist die Zusammenarbeit allerdings gar nicht, erklärt Stephen: "Zehn Jahre, bevor Pulp groß rauskamen, haben sie mal in Glasgow gespielt. Ihr Tourmanager war ein guter Freund von uns, der auch schon mit uns zusammengearbeitet hatte. Also gingen wir zum Konzert und wurden schnell gute Freunde. Wir haben uns dann immer getroffen, wenn Pulp wieder in Glasgow spielten oder wir in Sheffield oder London, und so blieben wir in Kontakt. Als wir dann einen Sänger für dieses Stück des Soundtracks suchten, das einen fiktionalen Song aus den Charts repräsentieren sollte, war uns sofort klar, dass Jarvis erste Wahl wäre!"

Doch auch die zweite Vokal-Nummer des Soundtracks, wenngleich nicht von Jarvis, sondern Drummerin Katrina Mitchell gesungen, weiß zu überraschen. Es ist eine Coverversion von Sly & The Family Stones "Everybody Is A Star"! "Der Grund dafür war, dass der Song in einer Partyszene gespielt werden sollte, und Pastels-Musik schien dort nicht so recht zu passen. Also haben wir nach einer Coverversion gesucht, die den Leuten bekannt sein würde. Wir haben den Song einfach ausprobiert, ihm den Pastels-Stempel aufgedrückt und ihn auch ganz gut hinbekommen! Wir wissen ziemlich genau, was der Pastels-Sound ist, und das wollen wir auch beibehalten, vor allem in der heutigen Zeit, in der es so viel anonymen Postrock und Elektronik-Musik gibt. Wir wollen immer The Pastels bleiben und uns trotzdem dabei verändern. 'The Last Great Wilderness' ist der neueste Schritt in unserer Entwicklung, und mir gefällt der Gedanke, atmosphärische Sachen mit Musik zu vermengen, die einen sehr direkten Einfluss auf die Hörer hat."

Neben den Pastels ist Stephen - wie bereits angedeutet - auch als einer der Macher des neuen Geographic-Labels zugange, das bereits Platten von Könnern wie Teenage Fanclub, Movietone oder dem Bill Wells Trio veröffentlichte und mit dem Homerecording-Meisterwerk von Directorsound ein weiteres Juwel in der Hand hat, das noch im August veröffentlicht wird. "Domino [das Label, das die letzten Pastels-Werke in den späten 90ern veröffentlicht hatte] schlug uns vor, unser eigenes Label zu gründen, nachdem ich ihnen in den letzten Jahren geholfen hatte, einige gute neue Bands zu finden. Lange Zeit waren wir uns nicht sicher, ob wir das wirklich in Angriff nehmen sollten. Aber als wir Maher Shalal Hash Baz aus Japan hörten, hatten wir einen guten Grund, es zu versuchen. Wir wollen Platten veröffentlichen, die schon grob zu Domino passen würden, aber dennoch auf dem Label keine Chance hätten. Platten von Bands, die noch am Anfang stehen und vielleicht ihre erste oder zweite Platte bei uns machen."

Hätte Stephen denn je gedacht, dass er noch einmal ein Label starten würde und zeitgleich das 20-jährige Pastels-Jubiläum begehen würde? "Nein! Ich bin selbst ziemlich überrascht, dass wir die Gelegenheit hatten, Pastels-Musik so lange zu spielen. Das ist wirklich ein besonderes Gefühl. Wir sind sehr selbstkritisch, das ist ein wesentlicher Faktor in unserer Arbeit. Wir haben oft das Gefühl, dass wir besser als zum jeweiligen Zeitpunkt sein können, und deshalb gehen wir an unsere neuen Stücke sehr ambitioniert heran." Für den Herbst wollen sie nun endlich ihr nächstes reguläres Album in Angriff nehmen. Bis dahin noch irgendwelche berühmte letzte Worte, Stephen? "Es wäre wirklich großartig, wenn wir mal ein paar mehr Platten in Deutschland verkaufen würden, was uns bisher nie gelungen ist. Schließlich hören wir selbst sehr, sehr viel deutsche Musik." Wir hoffen, dass sein Wunsch möglichst bald in Erfüllung geht!
Weitere Infos:
www.geographicmusic.com
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Pressefreigabe-
The Pastels
Aktueller Tonträger:
The Last Great Wilderness
(Geographic/Domino Records/Zomba)
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