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DREW
 
"Ich wollte immer eine Band sein."
Drew
Die Isle of Wight, so heißt es in Drew Kennetts Bio, befindet sich auf einem Quartz-Felsen - was für eine mystische Qualität sorgt. Auf jeden Fall aber scheint hier ein gesundes musikalisches Klima zu herrschen, denn neben seinen Kumpels von den Bees ist Drew nun wieder ein musikalischer Exportschlager des kleinen Fleckens vor der englischen Küste. Wie die Bees auch - Drew trägt ein T-Shirt mit dem Namen der neuesten Bees CD "Free The Bees" - ist Drew darüber hinaus ein Freund von Harmoniegesängen (was vielleicht wieder an der gesunden Seeluft liegen könnte). Da enden dann allerdings die musikalischen Gemeinsamkeiten. Wo die Bees sich auch auf der neuen, brillanten Scheibe eher einen Sound zugelegt haben, den man mit "Garage-Soul" umschreiben könnte, ist Drew eher ein romantischer Songwriter, der sein Heil neben besagter Harmoniegesänge in verträumten, akustischen Westcoast-Sounds sucht. So schön wie er (und Paul Butler von den Bees) hat schon lange niemand mehr die Hippie-Zeit in Töne umgesetzt (ohne dabei allerdings zum bloßen Kopisten zu degenerieren, wohlgemerkt!).
Es fällt aber schon auf, dass Drews Scheibe eine für heutige Verhältnisse ziemlich unzynische, versöhnlich klingende, und vor allen Dingen nette Scheibe ist. War das der Plan? "Ja, das war defintiv der Plan", stimmt Drew sehr vehement zu, "das sind nun mal die Songs, die ich schreibe. Ich schreibe keine unangenehmen Stücke. Ich bin vielleicht einmal melancholisch, aber ich habe keinen Hass in mir. Ich werde keine zornigen Songs schreiben. Bei mir geht's immer um die Liebe oder darum, keine zu haben. Die Songs spiegeln wider, wie ich mich fühle. Einige sind ziemlich persönlich, aber normalerweise versuche ich das auszudrücken, was die Leute generell empfinden, wenn du weißt, was ich meine." Das hört sich so an, als arbeite Drew sein Leben mittels seiner Musik auf, oder? "Ja, total", stellt er fest, "wenn du zum Beispiel nur für dich singst, dann ist das eine Art Therapie. Das, was du fühlst, kannst du so rauslassen und in einen Song packen. Das ist eine tolle Möglichkeit sich auszudrücken." Auch wenn Drew sagt, dass ein paar der Tracks melancholisch klingen: Letztlich ist "Songs From The Devil's Chimney" aber zunächst doch eher eine romantische Scheibe geworden, oder? "Nun ja, ich war da gerade in einer Beziehung mit all ihren Höhen und Tiefen", räumt Drew ein, "und somit ist es also eine romantische Scheibe." Wie entstand denn das Projekt? Drew begann ja im Alter von 18 Jahren, Gitarre zu spielen, richtig? "Ja. Ich habe zunächst auf der Insel gespielt, Beatles Covers und so, bis ich dann meine eigenen Sachen begann", erzählt Drew, "ich bin auf der Isle of Wight geboren und habe dort mein ganzes Leben gelebt. Ich kenne Paul Butler von den Bees schon ewig. Als er seine Kontakte zu Source aufbaute, haben wir zusammen in seiner Hütte ein paar von meinen Songs zusammen aufgenommen, er hat sie seinem Label vorgespielt und ich habe aufgrund dessen meinen Plattenvertrag bekommen. Das war's."
Drew
Wie entstand denn der spezielle "Drew-Sound", der ja irgendwie eine charmante Hommage an den Harmoniegeschwängerten Westcoast-Sound der 60s ist? "Ja, das stimmt", räumt Drew ein, "wir haben zunächst mal altes Equipment eingesetzt. Die Bees verwenden viele alte Röhren-Verstärker, alte Gitarren, eine Hammond Orgel und so. Dann ist es so, dass ich immer Harmonien gemocht habe - genau wie Paul. Ich habe zu Hause mit meinem 4-Track Recorder angefangen und wir haben dann weiter dran gearbeitet. Einiges ist ganz spontan entstanden und wir haben's gleich aufgenommen, nachdem wir es uns ausgedacht hatten. Wenn die Leute sagen, dass es also diesen 'alten' Sound hat, dann liegt das an der Musik, die wir beide mögen." Auf Drews Scheibe sind tatsächlich nur zwei Leute zu hören - obwohl es zuweilen klingt, als sei eine ganze Band zugange. "Es war alles eine ziemlich direkte Sache", erklärt Drew den Prozess, "ich ging mit meiner Gitarre rein und habe meinen Part aufgenommen und den Gesang gleich dazu. Dann hat Paul seinen Senf dazu gegeben - auch die Drums. Und zum Schluss kamen die Harmonien. Der Aufnahmeprozess lief also wirklich relativ schnell ab." Wo die Themen seiner Songs herkommen, hat er ja bereits erzählt - wovon aber fühlt sich Drew denn musikalisch inspiriert? "Nun, ich liebe die Byrds und Buffalo Springfield, die Beatles, Stephen Stills und Neil Young - ich liebe nun mal Harmonien", gibt Paul zu, "das erste, was ich probierte, als ich meinen 4-Track Recorder bekam, waren tatsächlich Harmonien. Da kannst du dir denken, wie froh ich war, als ich feststellte, dass ich so was auch tatsächlich konnte. Ich bin froh, denn das machen heutzutage nicht allzu viele andere Bands - außer vielleicht den Stands. Wenn wir auftreten - ich habe jetzt eine Band mit jungen Musikern von der Isle Of Wight -, dann bringen wir auch dreistimmige Harmonien. Das ist das ganze Konzept." Das ganze hört sich so an, als könne Drew gar nicht anders. Was ist denn sein Antrieb, was macht ihn brennen? "Also ich denke, es hat viel damit zu tun, auf einer Insel zu leben", überlegt Drew, "und die Bees als Kumpels dort zu haben. Es gibt dort eine sehr fruchtbare Atmosphäre. Wenn du was gemacht hast, gehst du zu deinen Kumpels und diskutierst es mit ihnen. Das befruchtet sich gegenseitig. Jetzt schreibe ich gerade neue Songs und das fühlt sich gut an." Heißt das, dass die Abgeschiedenheit der treibende Faktor ist? "Ich denke schon", pflichtet Drew bei, "es gibt dort natürlich Leute - aber nicht viele. Ich wohne zehn Minuten vom Strand entfernt und kann in einer halben Stunde die ganze Strecke ablaufen. Es ist wunderschön und sicherlich eine inspirierende Landschaft. Man hat mich mal gefragt, ob ich diese Scheibe auch in London hätte schreiben können und ich denke nicht. Dann hätte ich vermutlich zornige Songs geschrieben. Ich könnte nicht in der Stadt leben - das heißt ich wollte es nicht."
Drew
Der Titel der Scheibe bezieht sich auch auf einen Teil der Insel, nicht wahr? "Ja, der Kamin des Teufels ist ein Ort Pfad an den Klippen, den ich als Kind oft gegangen bin. Es ist quasi eine Art gespaltener Fels mit einer Treppe." Der Name des Albums ist allerdings das einzig Rätselhafte an dieser Scheibe. Ansonsten bekommt man das, was man hört... "Ja, es ist ziemlich gerade heraus, nicht?", meint auch Drew. Wird das denn auch in Zukunft so bleiben? "Auf gewisse Art ja", bestätigt Drew, "ich bin gerade dabei, Songs für mein zweites Album zu schreiben. Ich habe ja jetzt eine Band und ich werde auch mit ihnen aufnehmen. Sie sind alle sehr jung und brillant. Sie wollen auch daran beteiligt werden. Der Sound wird sich vielleicht ein wenig verändern. Auch deswegen, weil ich kaum mit Paul produzieren werde können. Aber ich denke, dass sich die Songs in derselben Richtung bewegen werden. Ich lasse mich überraschen und schaue was passiert. Ideen habe ich genug. Zum Beispiel würde ich gerne eine Cellistin einsetzen. Mein Pianist Brad kann klassische Arrangements schreiben. Es ist alles sehr einfach. Ich brauche die Band auch. Es sind meine Kumpels und sie klingen gut. Ehrlich gesagt wollte ich auch nie ein Singer / Songwriter sein - obwohl ich es bin - ich wollte immer eine Band sein. Jetzt habe ich ja eine. Ich habe keine Sorgen diesbezüglich." Was ist denn der Vorteil der Band? "Weißt du, in der Art wie wir spielen - zwei akustische Gitarren, Drums, Bass, Keyboards - da hören die Leute richtig zu", beschreibt Drew das Prozedere, "das führt dazu, dass die Leute die Harmonien wahrnehmen können - und das ist es, was sie dann auch mögen. Wir spielten neulich in Northhampton auf einer Rave-Night. Und nach einer Weile hörten alle aufmerksam zu. Das ist das Schöne daran. Die Leute lieben Harmoniegesänge." Was ist denn das wichtigste für Drew? "Das, was ich als liebstes tue, ist zu Hause zu sitzen und Songs zu schreiben", schwärmt Drew, "und dann nicht schlafen zu können, weil da etwas entsteht. Das liebe ich, weil es ein gutes Gefühl ist. Das gibt mir die Zuversicht, weiter Songs schreiben zu können. Es gibt so auch keinen Druck für mich." Und gibt es denn auch irgend etwas Schwieriges? "Ja, ein Writers-Block", scherzt Drew, "so was passiert ja dauernd. Ich durchlebe gerade eine hektische Zeit. Ich habe zu lange auf den Sofas anderer Leute gelebt, hatte Stress mit meiner Freundin. So was kann dich schon behindern. Aber jetzt, wo ich zur Ruhe gekommen bin, geht's wieder. Es ist nur eine Phase gewesen. Ich denke, dass du das Songwriting auch nicht richtig verlernen könntest."
Weitere Infos:
www.wearedrew.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-
Drew
Aktueller Tonträger:
Songs From The Devil's Chimney
(Source/Labels/Virgin)

 
 

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