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SOLEA
 
Nichts besonderes? Doch!
Solea
Texas Is The Reason kann man ebenso eine Kultband nennen wie Samiam. Beide gehören zu den Alltime-Favorites der etwas älteren Emo-Gemeinde, die auch schon vor Jimmy Eat World und den Get Up Kids diesen Stil mochten. Also zu der Zeit, als es den Begriff noch gar nicht wirklich gab. Der ehemalige TITR-Sänger Garreth Klahn und Samiam-Gitarrist Sergie Loobkoff haben sich zusammen getan und Solea gegründet. Außerdem mit an Bord sind Samiam-Drummer Johnny Cruz und Klahns Schulfreund Niko Georgiadis am Bass. Nach zwei überaus gelungenen EPs erscheint nun endlich das erste komplette Album der Emo-Allstars.
Garreth und Sergie trafen sich 1996 auf einer gemeinsamen Tour durch Deutschland. Samiam machten den Headliner, TITR waren deren Support. Es entstand eine Freundschaft und bald darauf eine musikalische Zusammenarbeit. Und die klingt dann tatsächlich wie eine Mischung aus den beiden Bands: Wahnsinnig gut! Songs wie "Mercy Was Here", "Where You Belong" und ganz besonders "Shuffle" sind Pop-Hymnen, wie sie kaum eine andere Band zu Stande bringt. Eingängig, nachdenklich, wunderschön. "Manchmal spielen zwar auch wir poppige Punkmusik, aber die Stimmung der Platte ist schon etwas melancholischer, ohne pessimistisch zu sein. Es ist ein fröhliches Album für Leute, die manchmal etwas depressiv sind", beschreibt Sergie den Solea-Sound. In Japan ist "Solea" schon länger erhältlich, in den Staaten und Europa kommt es jetzt erst auf Markt. Bei uns über Defiance, wie auch schon die EPs. "Es war eine finanzielle Sache", erklärt Sergie die Verzögerung. "Defiance wollte zwar ein Album mit uns machen, doch es scheiterte am Geld. Jetzt haben sie das Album lediglich lizenziert. Aber das ist ja eigentlich egal, hauptsache, es ist endlich erhältlich."

"Wir sind mächtig zufrieden mit dem Album", freut sich Sergie. "Es klingt exakt so, wie wir es uns vorgestellt haben. Auf den beiden EPs waren ja eigentlich nur Demo-Songs vertreten, jetzt konnten wir die Nummern richtig aufnehmen und so zu recht basteln, wie wir sie wollten. Daher finden sich auch einige Songs von den EPs auf dem Album. Manche Songs haben wir geschrieben, als wir gerade ein paar Wochen zusammen waren. Aber erst jetzt sind sie wirklich fertig und mindestens zehnmal besser als damals." Produziert hat Ariel Rechtshaid. "Er ist ein Freund von mir, spielt in einer Ska-Band namens The Hippos und sang einige Background-Vocals auf dem letzten Jimmy Eat World-Album. Wir haben anfangs überlegt, mit einem bekannten Produzenten zu arbeiten. Aber das würde viel Geld kosten und wir hätten sehr schnell aufnehmen müssen, damit es nicht zu teuer wird. Da wir das nicht wollten, trafen wir uns mit Ariel. Er ist ein echt talentierter Kerl und es machte mächtig Spaß mit ihm. Wir hatten keinen Zeitdruck und konnten in aller Ruhe an den Songs arbeiten."

Sergie wohnt in Los Angeles. Garreth in New York. Da ist das Songschreiben und allgemein die Arbeit als Band nicht immer einfach. Könnte man meinen. Doch für Sergie ist das alles nicht so schlimm. "Wir sehen uns zwar nicht so häufig, aber das lässt uns meiner Meinung nach auch so frisch klingen. Das Songwriting ist das geringste Problem. Ich schreibe die Songs und nehme sie auf, lade sie zuhause auf meinen Server und Garreth kann sie sich dann auf der anderen Seite des Landes bequem downloaden und seinen Senf dazu geben. So war es auch bei Samiam. Schwieriger wird es, regulär zu proben oder auf Tour zu gehen. Denn wir haben alle unsere Verpflichtungen und es kostet Zeit und Geld, einen Proberaum oder gar eine Tour zu organisieren. Daher werden wir es schwer haben, richtig populär zu werden." Doch daran glaubt Sergie offensichtlich eh nicht so wirklich. "Weder TITR oder Samiam sind oder waren wirklich große Bands und auch wenn es sicher ein paar Leute interessiert, was wir jetzt machen, haben wir schließlich keine ehemaligen Mitglieder von den Smashing Pumpkins bei uns. Wir sind einfach ein paar Freunde, die zusammen Musik machen wollen. Wir denken nicht, dass wir jemand besonderes sind, nur weil wir in zwei relativ bekannten Bands spielten." "Relativ bekannt" dürfte es nicht ganz treffen. Gerade in Deutschland gelten besonders Samiam als Emo-Vorreiter und wer sich für diese Art von Musik interessiert, kennt und schätzt die Band. "Das ist genau das Ding", wirft Sergie ein. "Wer sich für diesen Stil interessiert. Aber auch nur die kennen Samiam. Die anderen werden noch nie von uns gehört haben. Ich finde es super und ich bin sehr dankbar, dass Samiam bei euch einen so guten Ruf haben. Doch es ist und bleibt Underground. Und außerdem bin ich ja auch nur der Gitarrist, Jason ist das Gesicht von Samiam. Hätte er eine neue Band, wäre es sicher eine größere Sache."

Solea
Sergie ist 38 Jahre alt und bezeichnet sich selbst als Realist: "Ich habe aufgehört davon zu träumen, von der Musik leben zu können. Ich arbeite als Grafiker und mache nebenbei Musik. Das ist okay." Man könnte ich auch Pessimist nennen. Denn natürlich bewegen sich seine Bands Samiam und Solea im musikalischen Underground und nicht dort, wo das große Geld zu verdienen ist. Aber warum sollte sich das nicht ändern? Emo ist noch immer ein heißes Eisen, Gitarrenmusik im allgemeinen verkauft sich derzeit recht gut. Warum sollten also nicht Solea einmal den großen Durchbruch schaffen? "Ich denke nicht, dass wir zu unpoppig oder zu schräg klingen. Ich finde, wir klingen gut - aber mich fragt leider keiner. Da draußen sind so viele Millionen Bands und Musiker, die auch Platten verkaufen wollen. Und 99,9 Prozent von denen, die die Millionen verdienen, sind doch Schrott. Und mit den können und wollen wir auch nicht in konkurrieren. Für manche ist dieser Wettbewerb der große Traum, nicht für uns."

Derzeit liegt das musikalische Hauptaugenmerk von Sergie auf Solea. Denn von Samiam, deren letztes Album im Jahre 2000 erschien, ist in naher Zukunft leider wenig zu erwarten. "Wir haben seit der letzten Deutschland-Tour nichts mehr zusammen gemacht. Auch wenn ich gern mehr machen würde. Derzeit gibt es keine Pläne für eine neue Platte und auch eine Tour wäre unsinnig, es wäre die vierte Tour zum selben Album." Samiam liegen also auf Eis, seine Hoffnung auf den großen Solea-Erfolg hält sich auch in Grenzen. Und trotzdem schaut Sergie positiv in die Zukunft. "Wir haben keine großen Ziele. Vielleicht vor ein paar hundert Leuten spielen und ein paar CDs verkaufen. Das ist doch auch etwas."

Weitere Infos:
www.solea.org
www.gosamgo.com
Interview: -Mathias Frank-
Fotos: -Pressefreigaben-
Solea
Aktueller Tonträger:
Solea
(Defiance/Rough Trade)
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