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MOUSE ON MARS
 
Pop, Pop, Popmusik

Mouse On Mars
Immer intelligent und nicht selten genial - das galt auch schon für alle bisherigen Mouse On Mars-Veröffentlichungen. Trotzdem klingt das achte Album des Köln / Düsseldorfer Elektronik-Tandems grundlegend anders. Die Sonig-Künstlerin Niobe singt hier ebenso wie MOM-Live-Schlagzeuger Dodo Nkishi, und sie machen unmissverständlich klar, dass sich die beiden MOM-Köpfe Andi Toma und Jan Werner auf "Radical Connector" mehr als je zuvor für popmusikalische Strukturen interessieren. Wenngleich natürlich auf ureigene Mouse On Mars-Art, also auch weiterhin stets gekonnt verschachtelt und verschnörkelt. Ein bisschen spürt man auch, dass das Duo in den letzten Jahren in Amerika streckenweise populärer war als in der Heimat, denn vieles auf "Radical Connector" ist hörbar von amerikanischem R&B und HipHop inspiriert. Eine untypische Platte für die zwei, aber genau das ist natürlich letzten Endes dennoch wieder typisch Mouse On Mars!
Schon beim ersten Hören fällt auf: Die neuen Tracks kommen mehr aus dem Bauch heraus. Heißt das, dass sich der Arbeitsprozess für die zwei verkürzt hat? "Nee, das war echt viel Arbeit, weniger nachzudenken", erwidert Jan beim Gaesteliste.de-Interview in Köln. "Überleg' doch mal, da verbringen manche Jahre im Kloster oder gehen irgendwelche Wanderwege durch Tibet oder ganz Asien, um letztendlich dahin zu kommen, weniger zu denken." Das Ergebnis ihrer anfänglichen Bemühungen dürfte sogar die Band selbst überrascht haben. "Als wir angfingen haben, war schon die Idee da, etwas mehr mit Popstrukturen zu arbeiten, und der erste Durchlauf basierte wirklich auf Songs, auf Folksongs", erinnert sich Andi, und Jan erklärt, warum man davon auf dem fertigen Album dennoch nicht mehr viel spürt. "Wenn du Pop denkst, ist das genau das, was du kaputt machst. Es soll ja nicht Pop sein, wie es ihn schon gibt, sondern viel besser. Du fragst dich: Warum ist das, was behauptet, Pop zu sein, und im Prinzip für jeden sein soll, eigentlich so langweilig?" Die Antwort war eine Reduktion aufs Wesentliche. Anstatt sich den unbegrenzten Möglichkeiten der modernen Technik nach dem Motto "Je weniger man ausschließt, desto größer sind die Chancen, die sich einem bieten" hinzugeben, machten sich Mouse On Mars die zwangsläufigen Limitierungen ihrer Liveauftritte auch für die Arbeit an der neuen Platte zu Nutze. "Man reduziert sich auf ein gewisses Setup und rennt nicht jeder Möglichkeit nach", erklärt Jan den neuen Arbeitsprozess. "Das ist auch etwas, das wir erkannt haben: Man hat immer seine Grenzen, man kann wahnsinnig extrem werden und alles versuchen, aber letzten Endes hat man doch wieder nur seine Sache gemacht. Das kann richtig anstrengend sein, noch mehr zu wollen oder noch mehr zu versuchen. Ich finde es zwar gut, sich anzustrengen, aber irgendwann kann auch das eine Routine sein." Deshalb haben Mouse On Mars auch zum zehnjährigen "Dienstjubiläum" eine Platte gemacht, die vielleicht nicht unbedingt bahnbrechend und innovativ sein mag, die aber dennoch mit allen anderen Mouse-On-Mars-Platten eines gemeinsam hat: Das Überraschungsmoment. "Die Idee war, eine sehr grindige Pop-Platte zu machen, bei der wir die Vertracktheit langsamer hinkriegen. Da kommt man mit R&B und HipHop in sehr interessante Regionen, die man nicht imitieren will, aber bei denen man merkt, dass da auch andere dran sind." Das Ergebnis ist ein Album, das auf den ersten Blick bzw. Höreindruck weit weniger theoretisch erscheint als die Vorgängerwerke, bei denen gerade in den letzten Jahren die Experimente immer waghalsiger wurden. "'Idiology' hatte eine sehr extreme Bandbreite: Es gab sehr schnelle Passagen, sehr abstrakte musikalische Stellen, aber auch sehr konkrete mit Orchester und mit Stimme", sagt Jan und gibt zu, dass es den beiden nun einfach zeitgemäßer erschien, sich auf die wesentlichen Elemente des Sounds zu beschränken als noch extremer zu werden. Dass die zwei auch weiterhin breakcorige Stücke produzieren, versteht sich von selbst, nur auf "Radical Connector" hatten die nichts zu suchen. Dort heißt die Botschaft ganz klar: Hin zum Pop Mouse On Mars'scher Prägung, hin zu einem Sound, der sich per Definition auf die Fahnen geschrieben hat, interessant für alle (oder zumindest möglichst viele) zu sein. "Unsere Aufgabe hat sich ein bisschen verschoben, aber es war nicht so, dass wir uns komplett anders darstellen wollten", unterstreicht Jan. "Das neue Album ist auch Mouse On Mars, aber von der Energie, Einfachheit, Wärme und Intensität her eher so, wie es anfangs war."
Aber natürlich schließt sich hier nicht der Kreis, "Radical Connector" ist eher der Auftakt zu etwas Neuem. Anfang November startet nach einem ausgiebigen Abstecher in die Staaten nun die Europa-Tournee des Duos. Wo genau die Reise danach hingeht, wissen die zwei allerdings selbst noch nicht. "Der nächste Schritt wäre vielleicht, exakt das zu machen, von dem wir glauben, dass die Leute es von uns hören wollen", sinniert Jan, bevor er sich des Problems dabei bewusst wird. "Das würde wahrscheinlich eine völlig zerhauene Platte geben, denn da müsste ja alles rein, von dem wir uns vorstellen könnten, dass jemand es mögen würde!"
Weitere Infos:
www.mouseonmars.com
Interview: -Simon Mahler-
Foto: -Pressefreigabe-
Mouse On Mars
Aktueller Tonträger:
Radical Connector
(Sonig/Rough Trade)

 
 

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