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MARIA MCKEE
 
Vergebliche Träume
Maria McKee
Um es gleich vorab zu sagen: Auf ihrer neuen Studio-Scheibe, "Peddlin' Dreams", versteht sich Maria McKee nicht als Traum-Händlerin - wie ja der Titel vermuten ließe - sondern bringt, ganz im Gegenteil, ihre Bedenken zum Ausdruck, dass Träume heutzutage das Sinnbild falscher Versprechungen sind. Im Fernsehen habe sie eine (leider nicht näher bezeichnete), erfolgreiche Pop-Sängerin gesehen, die den Spruch losgelassen habe, dass man alles erreichen könne, wenn man nur an seine Träume glaube. "Selbst ich habe - als ich noch jünger war - daran geglaubt, dass ich meine Träume verwirklichen könne", meint Maria - und deutet dabei an, dass ihr dies nicht wirklich gelungen ist, "wenn dir also nun irgendwelche Leute im Fernsehen erzählen, das sei so, dann sei vorsichtig. Denn es ist meistens nur eine gehörige Portion Glück, die ihnen den Erfolg ermöglichte, aufgrund dessen sie solche Aussagen treffen können." Der entsprechend bezeichnete Titeltrack des neuen Albums warnt also vor solchen Aussagen und vor unrealistischen Erwartungen, die eine "oasis of places you never will see" seien. Das passt zum allgemeinen Ton des Albums, der eher nachdenklich ist und allgemeine Betrachtungen über das Leben anstellt. "Es ist fast so etwas wie meine Geschichte der Menschheit daraus geworden", fasst es Maria ein wenig globalisierend zusammen.
Das Cover zeigt dieses Mal Maria neben einer Skulptur, die aus einer auf eine mit der amerikanischen Flagge geschmückten Form gepflanzten Handpuppe zu bestehen scheint - was aber keine politische Aussage sein soll. "Nein, diese Figur ist befindet sich vor unserem Haus", lacht sie, "es ist so etwas wie Outsider-Kunst. Den Torso mit der amerikanischen Flagge hat mein Mann von seiner Mutter geerbt. Ich habe den Puppenkopf daraufgesetzt - etwa so in der Art, wie ich meine Collagen erstelle." Die ja, wie wir seit dem letzten Interview wissen, von Max Ernst beeinflusst sind. "Peddlin' Dreams" klingt nun im Vergleich mit dem mit Pauken und Trompeten sehr opulent geratene Vorgänger-Album "High Dive" wesentlich unaufgeregter und weniger aufgebauscht - ohne dabei allerdings gleich an die alten Maria McKee-Alben oder gar an Lone Justice zu erinnern. "Also, das Album hat wieder mein Mann, Jim Akin, produziert", erzählt Maria, "näher kann ich wohl nicht an ein Akustik-Album herankommen. ich habe es mit meiner Band eingespielt, mit der ich auch zuletzt auf Tour war. Wir wollten das neue Album so schnell wie möglich nach der letzten CD herausbringen. Da haben wir uns dann gefragt, warum wir es dann nicht auch gleich ganz anders angehen sollten. Wir entschieden uns dafür, sparsamer zu arrangieren und uns mehr auf die Stimme zu konzentrieren und diese intimer zu behandeln. Mein Mann fragte mich, welche Songs wir für ein solches Genre hätten. Ich hatte noch einige alte Stücke, von denen ich dachte, dass sie ziemlich stark seien und die dafür passen würden. Wir haben dann noch ein paar von seinen Songs genommen - 'Sullen Soul' oder 'My One True Love', und einen - 'Drowned And Died' - haben wir zusammen geschrieben und dann passte am Ende alles ganz gut zusammen." Da fällt dann gleich auf, dass die Stücke von Jim Akin dieses Mal die rockigeren, gitarrenorientierten zu sein scheinen? "Das liegt daran, dass er da auch Gitarre spielt", erklärt Maria, "er hat sie nämlich auch mit der Gitarre geschrieben."
Nun ist die neue Scheibe aber dennoch keine Rock-Scheibe geworden. Aber sie hat zweifelsohne eine eigene Identität. Wie Maria ja erzählte, sind jetzt einige der Songs in Kollaboration entstanden. Hängt das damit zusammen, dass sie nach wie vor beim Schreiben auf den Kuss der Muse angewiesen ist? "Ja, ich schreibe nicht jeden Tag und ich schreibe auch nicht nach einem bestimmten Schema", gibt Maria zu, "wenn ich Schwierigkeiten habe - z.B. wenn ich eine Melodie habe, mir aber keine ordentlichen Texte einfallen, dann bitte ich Jim, hier auszuhelfen und er beendet dann den Song. Wenn die Songs zu mir kommen, dann ist es ja prima, aber manchmal bin ich ja auch regelrecht blockiert. Es kommt noch dazu, dass ich es wirklich genieße, anderer Leute Songs zu singen. Je älter und reifer man wird, desto mehr realisiert man ja, dass sich ja ein großartige, gesunde, solide Sammlung von Songs da draußen befindet, aus der man aussuchen kann. Es ist bei mir seltsamerweise so, dass ich mich nicht anders fühle, wenn ich anderer Leute Songs singe - was zugegebenermaßen eigenartig ist. Aber ich liebe es, den Songs ein eigenes Leben einzuhauchen. Was mir an diesem Prozess gefällt, ist herauszufinden, wie ein Song funktioniert - was bei mir recht lange dauern kann, da ich ja keine Noten lesen kann. Ich habe z.B. neulich Stunden am Piano damit verbracht herauszufinden, wie die Akkorde des Todd Rundgren-Song 'A Dream Lives On Forever' gehen. So etwas habe ich seit Jahren nicht mehr gemacht. Das ist fast so etwas wie ein Hobby, das ich aus Spaß an der Freude betreibe, obwohl es ja auch eine gute Übung ist. Was ich damit sagen will, ist, dass das Interpretieren der Musik anderer Leute den Druck von dir nimmt und wieder Spaß in die Sache bringt, weil man die Musik als Fan interpretiert." Was auch zeigt, dass die Begeisterung für die Musik anderer auch immer eine wichtige Triebfeder für eigenes kreatives Schaffen sein kann. Selbst bei Musikern, die schon so lange im Geschäft sind, wie Maria McKee. Übrigens deutete sie ja bereist an, dass sie nach der eigenartig langen Pause von "High Dive" jetzt wieder regelmäßig Scheiben herausbringen wolle. Man werde ja schließlich nicht jünger, gesteht sie ein, und müsse die Zeit nutzen, die einem gegeben sei. Was ist denn beim eigenen Material heutzutage die größte Herausforderung? "Ich weiß nicht recht", überlegt Maria, "die letzte CD war sehr herausfordernd, weil ich z.B. die Orchester-Arrangements ausgearbeitet habe, was ich sehr genossen habe. Was dieses Mal schwierig war, war der Umstand, dass die Arrangements für meine Verhältnisse unglaublich sparsam waren. Es waren für mich fast so etwas wie kleine Filme, die ich glaubwürdig gestalten musste, um den Zuhörer in eine andere Welt mitnehmen zu können. Das war gewissermaßen eine große Verantwortung, die ich, als Interpret da trug. Da gab's ja z.B. kein Orchester, auf das man sich verlassen konnte. Und es war auch deswegen eine große Herausforderung für mich, weil ich für gewöhnlich opulente Kunst bevorzuge. Das entspricht einfach meinem persönlichen Geschmack."
Maria McKee
Wie war denn der Sound des Albums konzipiert? Das Material klingt ja noch vergleichsweise rauh - jedenfalls nicht unbedingt Radio-Kompatibel. "Das war die Idee von meinem Mann und das war auch genau das, was er erreichen wollte", verrät Maria, "es ging darum, eine gewisse Rock-Qualität mit einer präsenten emotionalen Qualität einzufangen - wenn man das so sagen kann. Ich denke, aber, dass es ganz gut gelungen ist. Wir haben auch sehr viel Arbeit aufgewendet, das Album in eine richtige Reihenfolge zu bringen, um das zu erreichen. Das ist immer etwas, was sehr wichtig ist, aber oft unterschätzt wird." Welche Funktion hat denn in diesem Zusammenhang der letzte Song des Albums, "(You Don't Know) How Glad I Am", der wie ein aufgedrehter Pop-Hit aus den 50s klingt. "Das war ja auch der Gedanke", meint Maria, "ich wollte schon immer mal einen glamourösen, altmodischen Pop-Song einspielen. Als wir ihn aufgenommen hatten, überlegten wir uns, wo wir ihn hinpacken sollten und indem wir ihn ans Ende setzten - als Antithese zu dem eher straighten Barstool-Blues - bekommt er ja fast eine bedrohliche Qualität. Das ist ja fast wie in einem Marty Scorsese-Film, wenn Joe Pesci jemand den Kopf einschlägt, weißt du..." Dann gibt es noch einige Stücke, die eher auf Gedichten beruhen, wie Maria verrät. "Ja, zum Beispiel 'The Horse Life'. Die beste Freundin meiner Schwester hat eine Ausbildung als Jockey. Es ist ihre Story. Ich hatte dabei auch an den Schriftsteller Thomas Hardy gedacht, den ich sehr verehre. Dann gibt es noch den Song 'Appalachian Boy', der auch auf einem Gedicht beruht. Ein Song erzählt ja oft seine eigene Geschichte und in diesem Fall wurde ein Folk-Song daraus, obwohl ich ja gar kein Folkie bin - dazu weiß ich einfach zu wenig über die Folk-Traditionen, das behaupten zu können. Ich hatte dabei eher an Dolly Parton gedacht. Ich sehe mich eher in der Tradition von Rock-Musikern, die mit Folk-Elementen arbeiten - wie z.B. Neil Young oder Gram Parsons." Wozu ja auch gut die anderen akustischen Nummern passen, wie zum Beispiel der Opener "Season Of The Fair". "Ich denke auch", überlegt Maria, "der Song hat eine gewisse Intimität und eine nette Story, die dich gleich einnimmt. Es ist so etwas wie eine Aufforderung, dir die Scheibe anzuhören. Für mich ist dieses Album auch so etwas wie ein Akustik-Album." Und wie geht es musikalisch weiter? "Das kann ich dir beim besten Willen nicht sagen", zögert Maria, "ich weiß nie, wie das nächste Album werden wird. Ich hatte schon mal überlegt, ein Funk-Album in der Art von Prince zumachen oder ein 60s Soul-Album. Das heißt aber nicht, dass es so etwas jemals geben wird. Die nächste CD ist immer eine Überraschung - auch für mich."
Weitere Infos:
www.mariamckee.com
www.indigo.de/unser_programm/6197/
cookingvinyl.com/maria_mckee/
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Maria McKee
Aktueller Tonträger:
Peddlin' Dreams
(Cooking Vinyl/Indigo)
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