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WEEZER
 
Strukturierte Atmospäre
Weezer
"Make Believe" ist das Weezer-Album mit den schlechtesten Rezensionen. Kaum jemand scheint das Album zu mögen, viele sogar regelrecht zu hassen. Doch warum? Sicher reicht es nicht an die farbigen Scheiben oder gar "Pinkerton" heran, doch trotzdem finden sich auch auf dem neuen Silberling einige richtig starke Stücke. Und ist "This Is Such A Pity" nicht vielleicht sogar ein künftiger Klassiker? Gaesteliste.de traf sich vor der Show in Hamburg (wir berichteten) mit Weezer-Gitarrist Brian Bell.
Während Rivers durch die Katakomben der Großen Freiheit stöbert und die Tour-Manager die Backstage-Räume inspizieren, sitzt Bell entspannt auf einer Couch im Kaiserkeller, einem sehr kleinen, gemütlichen Club, der direkt an die Freiheit anschließt. Nachts tanzen hier junge Rock-Freunde zu hippen Gitarren-Klängen, jetzt überlegt Bell recht lange, wie er die Atmosphäre von "Make Believe" beschreiben würde. Die Antwort: "Strukturiert." Pause. Kann eine Atmosphäre strukturiert sein? Die Erklärung folgt: "Jedenfalls für Weezer. Wir haben diesmal bewusster auf den Sound geachtet, benutzten mehr Keyboards und sauberere Gitarren und trotzdem hat das Album eine Menge Power." Und das liegt nicht nur an Rivers. "Der Einfluss von uns allen ist recht groß, bei uns geht es sehr demokratisch vor. Jeder bringt seine Ideen ein und jeder muss am Ende mit den Songs zufrieden sein. Wir sind nicht Rivers und drei andere. Zwar bringt Rivers die meisten Ideen, aber gemeinsam haben wir das Album gemacht." Die Arbeit an "Make Believe" dauerte lange. Länger als geplant. Bereits nach der Veröffentlichung von "Maladroit" vor drei Jahren sprach Rivers Cuomo vom neuen Album und den fertigen Songs. Doch diese wurden verworfen, neu geschrieben, umgeschrieben und der Kopf der Band ging lieber wieder aufs College. Erst danach wurde wieder geschrieben und aufgenommen. Erneut nicht in einem Guss. "Wir haben in zwei Aufnahme-Sessions zwei komplette Alben aufgenommen und uns dann für die besten Songs entschieden", erzählt Bell.
Zuvor stand es nicht immer gut um die Band. "Es für uns ein sehr wichtiges Album, weil wir uns selbst bewiesen haben, dass wir es noch können. Und dass wir noch zusammen arbeiten können. Wir haben wieder gespürt, warum wir zusammen sind, warum wir die Band wollen, warum wir wieder live spielen wollen und wir wissen, dass wir unsere Fans noch immer glücklich machen können. Früher gab es Momente, in denen ich dachte, die Band wäre für einige nur eine Plattform, um eine Solo-Karriere zu starten, was sich sehr ungesund anfühlte. Aber wir haben die Kurve gekriegt, wir haben zusammen und nicht mehr gegeneinander gearbeitet, viel miteinander gesprochen und unsere Emotionen in die Songs, nicht in die Diskussionen gepackt. Wir haben einfach geschrieben und gespielt und haben uns keine große Gedanken gemacht, was später passiert. Es hat sich plötzlich alles wieder gesund angefühlt und es ist nicht mehr wichtig, was in Zukunft passiert. Das können wir eh nicht wirklich beeinflussen." Eine gesunde Scheißegal-Einstellung? Oder ist die Band für Bell persönlich nicht mehr so wichtig wie in den Anfangstagen? "Wow, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht", sagt er, ehe er wieder überlegt. Das macht er oft und das macht ihn sympathisch. Phrasen sind sein Ding nicht. "Das ist eine gute Frage. Am Anfang war ich jung und die Band war enorm wichtig, es war mein Lebensmittelpunkt. Aber mit dem Alter kommen andere Dinge dazu, man versteht, worum es im Leben noch geht und man hat nicht mehr diese Leben-oder-Tod-Einstellung. Die Band hat heute vielleicht keine geringere, aber eine andere Wichtigkeit in meinem Leben. Wenn es sie irgendwann nicht mehr gibt, werde ich daran sicher nicht zerbrechen."
Weezer
Bell fühlt sich wieder gut, er freut sich, dass das Album fertig ist und er freut sich, dass "viele Leute das neue Album so gut wie 'Pinkerton' oder unser Debüt finden und es ist ein tolles Gefühl, nach der langen Zeit und der vielen Arbeit das zu hören." Wir wollen ihn zwar nicht demoraliseren, aber konfrontieren ihn trotzdem mit der Realität: In Deutschland finden einige die Platte super, aber hagelte es auch eine Menge mieser Kritiken, in denen von einem langweiligen Album die Rede ist. Doch kümmert das den Gitarristen überhaupt? "Wir leben nicht in Deutschland, daher ist es für unser Ego nicht so kritisch, aber überhaupt scheren wir uns nur wenig um Kritiken. Früher war uns das wichtiger, heute sind andere Dinge von Bedeutung. Auch wenn wir uns natürlich gefreut haben, das wir vier Sterne vom Rolling Stone bekommen haben." Und wenn der Stone geschrieben hätte, das Album wäre Mist? Bell lacht. "Ich weiß nicht. Wir sind einfach froh, dass er es nicht getan hat." Es herrscht wieder Lockerheit im Hause Weezer. Und was andere denken, ist ihnen egal. Ein Zeichen von Reife, Erfahrung und einem gesunden Selbstbewusstsein. "Es ist doch klar, dass nicht jeder Song von allen geliebt wird. Ja und? Wir haben bei Rock am Ring gesehen, dass natürlich 'Island In The Sun' mehr abgfeiert wurde, als andere. Aber der Song lief auch im Radio, den kennen die Fans schon lange. Dass die neuen Songs nicht so toll ankamen, stört uns nicht. Es wäre natürlich toll, wenn jeder immer jeden Song kennt und toll findet, aber das ist nicht möglich. Weißt du, die Fans wollen, dass wir jedesmal ihr Lieblingsalbum machen. Aber das können und wollen wir nicht. Erinnerst du dich noch daran, als 'Pinkerton' erschien? Was wurden wir kritisiert. Und heute ist es für viele unser bestes Album." Vermutlich wird "Make Believe" nicht diese Karriere machen. Aber eine zweite und wenn nötig auch eine dritte Chance hat es sicher verdient. Denn es ist richtig gut. Und das sagt nicht nur der Rolling Stone...
Weitere Infos:
www.weezer.com
www.weezer.de
www.weezerfans.com
www.universal-rock.de/weezer
Interview: -Mathias Frank-
Fotos: -Sean Murphy-
Weezer
Aktueller Tonträger:
Make Believe
(Geffen/Universal)
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