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BEANGROWERS
 
Tanz auf dem Bohnenfeld
Beangrowers
Mal ehrlich: Wer hätte denn zu wetten gewagt, dass eine Band aus Malta mehr zu leisten im Stande ist, als eine bloße amüsante Randnotiz der Musikhistorie abzugeben? "Dance Dance Baby" ist - ein halbes Jahrzehnt nach der Veröffentlichung des Debüt-Albums und nach einer längeren Auszeit - das dritte Album von Alison Galea, Ian Schranz und Mark Sansone. Nachdem das Trio 1999 mit ihrer sympathisch leichtfertigen Mischung aus Synthie-Sounds, stolpernder Rhythmusgruppe und Alisons Schrammelgitarren-Attacken auf sich aufmerksam machte, wurden sie allerorten mit lobenden Worten überschüttet und gleichzeitig wie Exoten bestaunt. Heutzutage spielt der Umstand, dass sie aus Malta stammen, keine große Rolle mehr: Man hat sich daran gewöhnt, dass die kleine, störrische Band so schnell nicht zu verschwinden scheint. Und das, obwohl das mit der ganz großen Karriere niemals so richtig klappte.
"Es ist ja eine Menge seit unserem letzten Album passiert", erzählt Alison, "unser ehemaliges Label hat dicht gemacht, wir haben jemanden, der uns sehr nahe stand verloren und wir waren gezwungen, wieder nach Malta zurückzukehren. Und wir haben uns nun eine neue Strategie für die Veröffentlichung unseres aktuellen Albums ausgedacht." Ist das auch der Grund, warum das Album bei uns erst jetzt erscheint? "Ja, bislang erschien die CD in Malta und Österreich. Deutschland kommt jetzt dran und im September England und Australien. Wir haben aber auch letztes und dieses Jahr in den USA gespielt, so dass wir hoffen, unsere Scheibe auch dort veröffentlichen zu können." Was ist denn in der Zeit zwischen den Alben passiert? "Da hat es einige Kollaborationen gegeben", erzählt Alison, "Ich habe ja auf Alben von Phillip Boa gesungen und bin 2001 und 2002 mit ihm getourt. Außerdem habe ich Gesang für Millenia Nova beigesteuert und für eine belgische Band namens Zornik. Und ich habe mit einer ziemlich populären, ethnischen Folkband aus Malta zusammengearbeitet und dort zum ersten mal in meinem Leben maltekisch gesungen. Ach ja: Und Mark hat seine Leidenschaft für das Fischen weiter verfolgt und ist jetzt ein Teilzeit-Fischer." Vielleicht führten solche Erlebnisse dazu, dass das neue Album das bislang rundeste Beanies-Werk geworden ist - auch wenn es den Zuhörer immer auch ein wenig fordert? "Ich bin froh, dass dein Eindruck da eher positiv ist", meint Alison, "denn ich glaube nicht, dass unsere Musik jemals leicht zugänglich war. Aber so haben wir sie ja auch niemals angelegt. Die neuen Stücke sollten aber schon einfacher sein, als die bisherigen." Eine "Spielzeuggeschichte", wie das letzte Werk ist "Dance Dance Baby" ja tatsächlich nicht geworden. "Wir wollten unsere Songs nicht hinter irgendwelchen Instrumenten und Sounds verstecken oder das Ganze gar über-produzieren", erklärt Alison, "wir haben die Stücke - ganz im Gegenteil - bewusst möglichst einfach gehalten und sie so direkt wie möglich aufgenommen. Gerade so, wie sie geschrieben wurden - als eine drei-köpfige Band."
Erstaunlich ist unter dem Strich die Tatsache, dass die neue CD im Prinzip eine Gitarrenplatte geworden ist. Synthie und Keyboard-Sounds sind - anders als früher - nur unterstützendes Beiwerk. Das ist deswegen verwunderlich, weil Alison bereits anlässlich der letzten Scheibe erzählte, dass sie als Gitarristin am Ende ihrer Fähigkeiten angelangt sei. "Nun, der Umstand, dass die Gitarre bei der letzten Scheibe erst an zweiter Stelle kam, half mir gewissermaßen, sie sozusagen wiederzuentdecken. Ich hatte damals wirklich geglaubt, meine Fähigkeiten erschöpft zu haben - und auch die Möglichkeiten, diese in die Band einbringen zu können. Zum Glück hatte ich mich da wohl geirrt. Denn mittlerweile habe ich auch das Selbstbewusstsein wiedergefunden, das ich brauche, die Gitarre laut spielen zu können und sie so in den Vordergrund zu stellen. Es scheint fast so, als habe die Gitarre den dauernd währenden Kampf gehen die Keyboards gewonnen. Und das war jenseits meiner Kontrolle." Apropos Kontrolle: Zählt dazu auch, dass man sich bemühte, den eigenen Sound genauer zu definieren? Ians Drumming zum Beispiel scheint weniger formal und dafür verspielter zu sein als bislang üblich. "Nein, das ist keineswegs so", widerspricht Alison. "Was du da hörst ist einfach Ians Art zu spielen. Er mag zwar mal mit Besen spielen oder etwas leiser - aber nur deswegen, weil er das so produziert hat. Es ist ja so, dass Ian niemals wirklich lernte, wie man Drums spielt. So musste er seinen eigenen, eigentümlichen Stil entwickeln." Einige der Stücke sind ja schon recht alt, nicht wahr? "Ja, das stimmt", räumt Alison ein, "'Russian Boulevard' ist schon zehn Jahre alt. Wir hatten es schon fast vergessen, als Mark eines Tages bei den Proben die Basslinie spielte. Und '16/18' hat Ian schon vor einiger Zeit geschrieben - das passte bloß nicht auf das letzte Album." Genau genommen passt es auch nicht wirklich auf das neue, denn das ist so eine Art Comedy Nummer, in der Ian auf Frank Sinatra macht. "Ich werde ihm lieber mal nicht erzählen, dass du das als Comedy-Nummer siehst", lacht Alison, "er wäre dann sicherlich ziemlich beleidigt, weil er nämlich meint, dass er ein sehr talentierter Sänger sei. Mark und ich konnten es dann nicht über uns bringen, ihm die Wahrheit zu erzählen, und haben ihn stattdessen in dem Glauben gelassen, dass er Frank Sinatra sei. Außerdem dachten wir, dass der Song zu gut sei, um ihn ganz wegzulassen."
Beangrowers
Woher kommen denn die Inspirationen für die Texte? Vom Reisen scheinbar, nicht wahr? Immerhin werden einige exotische Orte erwähnt. "Das stimmt schon", zögert Alison, "obwohl ich allerdings noch nie in Rußland war..." Das nennt man dann wohl künstlerische Freiheit, oder? "Na ja, beim Reisen bekomme ich immer Lust auf noch mehr Reisen", führt Alison aus, "es ist ein teuflischer Kreislauf. Aber kein schlechter. Das Reisen als Band hat unserer Musik genutzt und ich finde auch, dass ich eine Menge von anderen Leuten und der Art, in der sich deren Leben von unserem unterscheidet - oder umgekehrt - lernen konnte. All dies beeinflusst unser Denken und unsere Musik." Und dann gibt es noch einige Charaktere, die in den Songs auftauchen: Luca, Watson, der Priester, der Star aus Monaco... "Also Luca ist der einjährige Sohn eines guten Freundes von uns", verrät Alison, "so weit ich das beurteilen kann, ist das bislang unser größter Fan. Als wir den Song schrieben, war er gerade geboren worden. Und da der betreffende Song so friedlich ist, wie ein Wiegenlied sein sollte, haben wir uns entschlossen es ihm zu widmen. Der Bezug auf Watson (Dr. Watson aus Sherlock Holmes) verwendeten wir, um eine Person zu beschreiben, die so ist wie Watson in den Romanen - ohne das mit allzu vielen Wörtern erklären zu müssen. Der Star in Monaco und der Priester basieren auf niemandem Bestimmtes." Allerdings muss sich doch gerade der Priester-Song, der auch als Single-Auskoppelung verwendet wird, auf etwas spezifisches beziehen, oder? "Ja, die Idee zu dem Song wurde inspiriert von einer wahren Geschichte - von einem schrecklichen Skandal auf Malta, bei dem es darum ging, dass Priester Waisenjungen in ihrer Obhut missbraucht hatten. Außerdem wurden wir vom letzten Almodovar-Film 'La mala educaion / Bad Education' inspiriert." Es scheint, als haben die Beangrowers mit dieser Scheibe ihre Stimme gefunden. Wohin soll es denn in Zukunft gehen? "Nun, wir sind insofern sehr stolz auf dieses Album, weil wir in der Lage waren, es frei und ohne Druck von einem Plattenlabel aufzunehmen. Wir haben es dort aufgenommen, wo wir uns am wohlsten fühlen und glücklicherweise haben wir wieder mit David Vella arbeiten können, der unseren Weg von Anfang an begleitete. Nun sind wir älter und ein kleines bisschen schlauer und irgendwie haben wir jetzt auch mehr, auf das wir uns freuen können. Es gibt verschiedene Leute in verschiedenen Ländern, die an uns glauben und das ist schon ein unglaubliches Gefühl. Unser Ziel ist eigentlich in so vielen Plätzen / Ländern auf Tour zu gehen wie möglich, weil das eigentlich das ist, was wir am meisten am Band-Dasein mögen." Wie sehen sich die Beangrowers denn heutzutage selber? "Nun, die Beangrowers gibt's jetzt seit zehn Jahren und unsere Musik hört sich für uns immer noch frisch an. Das ist eigentlich unsere größte Errungenschaft. Wir haben während dessen viele Bands kommen und gehen sehen. Auch wenn wir noch nicht die Weltherrschaft der Indie Bands übernommen haben mögen: Ich bin sicher, dass in den kommenden Monaten noch eine Menge Leute von uns hören werden." Als wir uns 1999 das erste Mal trafen, nagte Bassist Mark ja noch an seinem Schuh. Was isst er denn heutzutage gerne? "Hahaha. Daran erinnere ich mich noch sehr gut", meint Alison, "in der Tat isst er aber heutzutage tatsächlich lieber viel frischen Fisch."
Weitere Infos:
www.beangrowers.net
www.myspace.com/beangrowers
www.beangrowers.de
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Beangrowers
Aktueller Tonträger:
Dance Dance Baby
(Strange Ways/Indigo)
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