Da vermutet man jahzehntelange Übung, ist dann allerdings stutzig, als man den beiden nicht soooo beindruckenden, ziemlich jungen Kerls gegenüber steht, die zudem deutlich kleiner daherkommen als ihre Musik. "Nööö", meint dann auch Ollie auf den Werdegang angesprochen, "wir haben eigentlich immer nur zu Hause für uns oder Freunde gespielt. Mit dem Live-Spielen haben wir erst angefangen, als wir gesignt wurden." Und Gale ergänzt dann noch, daß die auf der sehr originellen Homepage
www.turinbrakes.com erwähnten "Bedroom Years" immerhin vom Alter 14 bis 20 reichten. Das macht sich nun nachteilig bemerkbar. Denn: Obwohl man den beiden ein unglaubliches Talent, was das Songwriting betrifft, attestieren muß, leidet die Performance denn doch unter Anämie und Blässe. Geradezu hölzern und ziemlich unwitzig präsentierten sie im Vorprogramm von Steve Malkmus ihre Songs, die ohne die Zutaten der CD eher unbeeindruckend verpufften. Vergleicht man die Jungs mit akustischen Koryphäen wie etwa Elliot Smith oder Neil Casal, so schneiden sie vergleichsweise schlecht ab. Das ist aber unfair, denn eigentlich muß das Duo dem Vortrag nur das gleiche Leben einhauchen, wie ihre Songs. Was ja mit der Zeit werden kann.
Über besagte Songs kann man eigentlich gar nicht viel sagen: Es sind klassische Tracks, mit guten Melodien und Hooklines, Ollies bemerkenwert inbrünstigem Gesang, zeitlos im Sound, und von der Ausführung her ausgezeichnet umgesetzt. "Das war nicht direkt so geplant", verrät Ollie, "aber es entwickelte sich schnell so. Im Studio probierten wir natürlich dieses und jenes aus, kamen dann aber immer schnell zu der Erkenntnis, daß weniger mehr war. Die ersten Mixes klangen alle sehr pur und trocken. Dann suchten wir nach Details und Ideen, die wir dazufügten - wie z.B. die Radiogeräusche - und das war's dann." Und wie lernt man so was? "Schwer zu sagen", überlegt Ollie, "wir haben uns nicht beirren lassen und ein bißchen an dem orientiert, was wir selbst mögen. Eigentlich ist aber eine ganze Menge Glück und Zufall dabeigewesen. Es war für uns eine Offenbarung, als wir die ersten Harmoniegesänge ausprobierten und merkten, was man alles mit einer 4-Track-Anlage machen kann." Die wichtigste Triebfeder ist also somit der eigentliche kreative Prozeß? "Auf jeden Fall", stimmt Gale zu, "wenn Du einen Song schreibst und da ist kein kreativer Prozeß, dann hast Du nichts. Mit Sound und Technik alleine kann man nichts werden."