GL: Wo kommt eigentlich der Name Killerkouche her? Wer ist wie darauf gekommen?
Uli: Der Name geht zurück auf einen englischen Literaturwissenschaftler Sir Arthur Quiller-Couch. Spricht man nun das -qu in Quiller nicht korrekt aus, also -qwuiler, sonder nur als -k, dann ist man bei killer und die couch ergibt sich dann. Wir haben dann alle Fehler der Veranstalter/Journalisten (am Anfang hatten wir zwar nicht so viele Konzerte, aber einige waren es dann doch) übernommen, so wurde aus dem -c ein -k und die Couch bekam noch das -e. Es gab auch noch vereinzelt den Umlaut -au, das war uns aber dann doch zuviel. Gefunden habe ich den guten Professor in einem Buch über korrekt geschriebenes Englisch der Brüder Fowler. Ich habe den dann einfach vorgeschlagen und die anderen fanden ihn ganz lustig.
GL: Woher kennt ihr euch und was macht ihr sonst so?
Uli: Wir kennen uns eigentlich schon etwas länger. Mit Stefan habe ich in einer anderen Band gespielt, die sich dann aber aufgelöst hat. Damals nahmen wir unsere Demos immer in einem kleinen Studio in Berlin auf und darüber hat Stefan dann Robert kennengelernt und ist in dessen Band eingestiegen. Nach einer kleinen Pause hatte ich dann doch wieder Lust, Musik zu machen und bin auf Robert gestoßen, weil mir einfach seine Spielweise gefiel. Naja, und Stefan kannte ich ja schon von früher und den Kontakt hatten wir eh nie verloren. Anfangs war das auch nicht so ernst gemeint, eher wir versuchen mal was. Irgendwann fiel die Entscheidung, ein Demo aufzunehmen. Und während der Aufnahme merkten wir, daß wir doch mehr wollten. Besonders, daß Kalle als Manager/Booker bei uns eingestiegen ist, veränderte alles. Nun sind wir zu viert.
GL: Seht ihr euch als "Teil" dieser ominösen "Berliner Schule"? Schließlich seid ihr auf dem Fritz-Sampler gewesen. Ihr klingt ja eigentlich viel härter bzw. rockiger als die Mehrzahl der "Berliner Schule"-Bands.
Uli: Ich denke mal, daß man in Berlin nicht von einer "Berliner Schule" sprechen kann. Dazu ist Musik aus Berlin zu vielseitig und zu unterschiedlich. Letztlich hat Radio Fritz ja versucht, dieses mit drei Samplern zu dokumentieren. Was ich besonders toll fand war, daß auf dem ersten Sampler sehr viele Bands ohne Plattenvertrag waren und diesen Bands damit ein Forum geboten wurde (auf dem zeitgleich erschienen Kitty-Yo-Sampler war keiner ohne Plattenvertrag). Den Anspruch, damit allgemein die Musikszene in Berlin zu vertreten, hatte niemand. Da ist aus meiner Sicht zuviel interpretiert worden. Trotzdem sind wir eine Berliner Band. Und wir sehen uns als Teil der Berliner Musikszene. Auch wenn sich inzwischen viele von "Berlin macht Schule" distanzieren - wir stehen dazu. Für eine kurze Zeit sah es ja auch immerhin so aus, als würden Bands und Musiker in Berlin etwas zusammenrücken, eben durch viele Veranstaltungen wie gemeinsame Drehs für TV, Radiosendungen und Interviewtermine. Geblieben ist nur die Freundschaft mit Virginia Jetzt! und Silent Noize. Vor allem mit den Virginias gibt es regen Austausch, wir helfen uns, wo wir können, wir üben jetzt ja auch im gleichen Haus, (noch mal danke, Thomas) im Sommer wird es eine kleine gemeinsame Dampferfahrt über die Spree geben. Das ist schon mehr, als ich damals erwartet habe. Und es stimmt, wir klingen schon härter als die anderen Bands. Aber wir sind auch nur zu dritt, und wir wollen eigentlich immer am Limit spielen. Unsere Möglichkeiten sind begrenzt in der Besetzung, deswegen ist das so. Am Anfang dachten wir, es müßte noch ein Keyboarder sein. Doch das ging nicht auf, paßte nicht zu uns.
GL: Hat der Sampler bzw. das Airplay auf Fritz stark geholfen oder wie ist beispielsweise der Kontakt mit dem Weserlabel entstanden? Zumal das Weserlabel doch für deutschsprachige Rockmusik eher ungewöhnlich ist!?
Uli: Beides hat mehr als stark geholfen. Das war schon ein starker Schub. Viele Firmen sind dann auf uns zugekommen und haben uns natürlich dann das blaue vom Himmel versprochen. Theoretisch waren wir schon auf Platz 1 der Charts. Jede Menge Blabla eben. Das waren eigentlich alles nur große Major-Firmen, irgendwelche A&Rs, die mehr ihren Kontostand im Kopf hatten, als die Musik. Irgendwann hatten wir die Schnauze voll davon und fortan kümmerten wir uns nur noch um kleine Labels, die uns das machen lassen, was wir gut können, ohne uns reinzuquatschen. Letztes Jahr kam dann der Kontakt zu Klaus Fabian vom Weserlabel zustande und wir beschlossen, eine Platte zu machen. Eigentlich war das ganz einfach und sehr unkompliziert. So, wie wir uns das eben vorgestellt hatten. Also, ich glaube, fast alle Bands auf dem Weserlabel haben deutschsprachige Texte. Das ist ein kleines, aber sehr feines Label. Dort haben die Goldenen Zitronen laufen gelernt und mehrere andere nicht unbedeutende Bands. Wir passen eher nicht so richtig von der Musikrichtung dahin, und wenn schon. Ich finde das ja auch nicht gut, ein Label zu machen und dann nur Techno, nur Hip-Hop oder Punkrock.
GL: Das Album trägt den Titel "Revolution" und wurde am 22.04., also Lenins Geburtstag veröffentlicht. Absicht?
Uli: Der Titel geht auf das Stück "Revolution, Baby!" zurück, und das ist textlich angelehnt an John Lennons "Revolution". Und wir sind John Lennon Fans. Mit Lenins Geburtstag hatte der Veröffentlichungstermin erstmal nichts zu tun, d.h. wir haben diesen Termin nicht absichtlich gewählt. Eher war das ein Zufall, der früheste Termin eben. Und das fanden wir dann schon passend, eine Platte die "Revolution" heißt und an Lenins Geburtstag erscheint. Viele seiner Analysen waren ja richtig und sind heute noch sehr aktuell.
GL: Seht ihr euch als politische Band? Wenn ja, worin besteht das Politische, weil eure Texte ja nicht explizit Politisches thematisieren.