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CRAZEWIRE
 
Von Nerds für Nerds
Crazewire
Im Herbst vergangenen Jahres erschien die erste Ausgabe des Crazewire, ein wunderbares DIY und Non Profit Projekt, ein klassisches Print Fanzine und eine gute Sache, gehen doch alle Erlöse an Viva con Agua de St. Pauli e.V. Im Heft gibt es unter anderem Interviews (u.a. mit den Donots, Steadfast Records, Matze Rossi, wrest und den Jeremy Days), Meinungen, Plattenkritiken und eine Kolumne von Love A-Sänger Jörkk Mechenbier. Die Macher des Crazewire sind die Freunde Karsten Hufschlag, Lasse Paulus (der zudem auch Gitarrist von Schreng Schreng & La La ist) und Sven Klein. Im Frühling soll das zweite Heft erscheinen. Wir haben vorab einmal bei Lasse Paulus nachgefragt.
Gaesteliste.de: Crazewire.de gibt bzw. gab es schon länger als Online Magazin. Wie kommt man auf die Idee, 2023 noch ein Printmagazin an den Start zu bringen?

Lasse: Ich habe den Blog 2018 vom Netz genommen, da ich einfach keine Lust mehr auf Musik hatte. Nach mehr als zehn Jahren war die Luft einfach raus. Ich habe dann in unregelmäßigen Abständen für Simon von I Can Guarantee oder Nadine von Krachfink.de ein paar Artikel geschrieben. Aber wirklich nur nach Lust und Laune. Vor einem halben Jahr hatte ich plötzlich die Idee, Crazewire wiederzubeleben. Und dann stellt man sich halt ein paar Fragen: Macht ein Musik-Blog im Jahr 2023 noch Sinn? Soll man Texte dann vielleicht nur über Social Media spielen? Und vor allem, wer soll das eigentlich lesen? Die Alternative ist logischerweise ein Print-Fanzine. Von Nerds für Nerds. Schön oldschool. Ohne finanziellen Druck als non-profit-Projekt, dafür aber mit ganz viel Herzblut.

Gaesteliste.de: Wenn man ein Online-Mag starten möchte, braucht es nur ein paar Klicks und Bilder. Wie aufwändig war es bei euch, Layout, Druck, Vertrieb/Versand etc. zu organisieren?

Lasse: Tatsächlich habe ich zuerst Kasi, also Karsten, gefragt, ob er mit mir das Magazin realisieren möchte. Wir kennen uns seit dem Kindergarten und sind gemeinsam mit Punk und Hardcore in der Eifel groß geworden. Ich liebe seinen Layout-Stil. Hätte er nein gesagt, wäre das Thema wahrscheinlich auch direkt wieder vom Tisch gewesen. Layout und Druck waren also in guten Händen. Problematischer war der Vertrieb. Da hatte ich ein bisschen blauäugig gedacht, dass es wie in den 1990er-Jahren läuft. Wholesale-Preise für Bands und Plattenläden und den Rest macht das Internet. Nun ja, am Ende habe ich tagelang nach der Arbeit Hefte eingetütet und verschickt, da ausschließlich das Internet funktioniert hat. Da müssen wir bei Ausgabe 2 noch mal ran.

Gaesteliste.de: Wie geht man dann vor? Erstmal Inhalte sammeln und dann Struktur machen oder legt man einfach los?

Lasse: Sowohl Sven als auch Kasi und ich sind beruflich seit 20 Jahren im Print bzw. Journalismus unterwegs. Das hilft natürlich ungemein, da wir grob wussten, was uns erwartet. Ich bin immer Fan vom einfach loslegen. Und so haben wir das am Anfang auch gemacht. Aber bei 72 Seiten wird natürlich schnell klar, dass es ohne Struktur, Seitenlaufplan und einer sinnvollen Arbeitsaufteilung nicht klappt - zumindest nicht, wenn man einen regulären Job und Kinder hat.

Gaesteliste.de: Gab es während der ersten Produktion auch mal Zweifel?

Lasse: Nein. Wir drei sind ja super motiviert und die Medienpartner kannte ich zum Teil noch von früher. Das war natürlich eine große Hilfe, da wir niemandem erklären musste, wer wir sind und was wir machen.

Gaesteliste.de: Was war - wahrscheinlich nach dem Moment, das erste Mal das fertige Heft in der Hand zu halten - der schönste Moment bisher?

Lasse: Klar, das Heft in der Hand zu halten ist super. Aber ehrlich gesagt fand ich das durchweg positive Feedback genauso schön. Da hatte ich nämlich in der Form nicht mit gerechnet.

Gaesteliste.de: Wie sind denn die Resonanzen auf die erste Ausgabe?

Lasse: Die Resonaz war super. Vor allem in den sozialen Medien haben wir wirklich viele und schöne Rückmeldungen erhalten.

Gaesteliste.de: Was habt ihr mit der ersten Ausgabe gelernt, dass ihr bei den nächsten vielleicht anders machen möchtet?

Lasse: Ein wunder Punkt ist sicherlich, dass wir keine einzige Frau im Heft haben. Das ist mir total unangenehm, weil wir uns in unserem subkulturellen Umfeld seit Mitte der 1990er-Jahre immer auch für Frauenrechte engagiert haben. Der zweite Aspekt ist der bereits genannte Vertrieb. Ich werde im Januar ganz schön viele Plattenläden und kleinere Bars anschreiben, um zu schauen, wer uns jeweils ein paar Hefte abnimmt.

Gaesteliste.de: Gab es etwas, was euch überrascht hat?

Lasse: Überrascht hat mich vor allem, dass wir einen Großteil der Leser*innen gar nicht kannten. Das Heft hat also - trotz des fehlenden Vertriebs - unsere persönliche "Bubble" recht schnell verlassen. Als wir das Heft geplant haben, sind wir eher davon ausgegangen, dass unser Umfeld das Magazin kaufen wird. Aber am Ende gingen sogar Hefte nach Kanada, Spanien und Vietnam.

Gaesteliste.de: Wieso Non-Profit?

Lasse: Weil es uns gut geht, anderen Menschen aber nicht. Ein gewisses soziales Engagement ist heute ja leider nicht mehr selbstverständlich. Für uns als Freunde, die ein Musikmagazin machen, aber ein wichtiger gesellschaftlicher Faktor. Wir wollen einfach auch einen Gegenpol zu dem ganzen Hass da draußen bilden.

Gaesteliste.de: Die Erlöse des ersten Heftes gehen an Viva Con Agua - die des zweiten auch oder wechselt ihr pro Ausgabe?

Lasse: Wir haben insgesamt 250 Euro an Viva con Agua überweisen können. Für ein kleines Fanzine eigentlich ganz gut, oder? Unser Plan ist es, in jeder Ausgabe einen anderen wohltätigen Zweck auszuwählen. Übrigens ist uns das wirklich ein wichtiger Punkt. Wir möchten nicht nur den Leser*innen eine Freude mit dem Heft machen, sondern am Ende noch etwas Gutes damit bezwecken. Das ist unser Antrieb und wir hoffen, dass das weiterhin so gut funktioniert.

Gaesteliste.de: Was passiert denn in der zweiten Ausgabe, wann kommt sie und was kannst du noch verraten?

Lasse: Der Plan ist, dass das Heft Ende März/Anfang April erscheinen wird. Wir versuchen auch in der zweiten Ausgabe eine Mischung aus unseren persönlichen Herzensthemen zusammenzustellen. Wir sind noch in der Planungsphase, haben aber schon ein paar wirklich spannende Themen gefunden. Wird super, versprochen.

Gaesteliste.de: Wie unterscheiden sich Crazewire.de und das Heft inhaltlich? Gibt es manche Beiträge exklusiv offline?

Lasse: Das Printmagazin ist komplett exklusiv, landet aber nach drei Monaten als PDF online. Der Blog ist aber etwas "offener". Wir haben alle unsere kleinen "Guilty Pleasures", für die im Heft kein Platz ist. Aber warum sollte man online nicht darüber schreiben können? Da sind wir dann recht schmerzbefreit.

Gaesteliste.de: Du bist selbst Musiker - wie wichtig sind Fanzines und unabhängige Magazine heutzutage noch? Und liest man Texte dieser Medien anders als die der großen Player wie Visions, Rolling Stone oder laut.de?

Lasse: Ich liebe Fanzines und Musikmagazine und halte sie für super wichtig, wobei ich mir in Bezug auf die Relevanz nicht mehr so sicher bin. Tatsächlich habe ich aber kaum noch Zeit, über Musik zu lesen und wenn lese ich Künstler-Biografien. Das Ox-Fanzine und die Visions landen trotzdem manchmal auf meinem Schreibtisch und dann gucke ich da auch interessiert rein. Darüber hinaus mag ich das Fanzine German Compliment, das aus dem Umfeld der Kreativfabrik in Wiesbaden kommt. Ich mache aber keinen Unterschied zwischen den einzelnen Publikationen. Im Feuilleton der Zeit kann ja je nach Autor*in und Thema weniger Wissenswertes drin stehen, als in einem gut recherchiertem Fanzine-Artikel. Da bin ich dann vielleicht zu sehr Nerd.
Gaesteliste.de: Was passiert mit Schreng Schreng & La La in 2024 noch so?

Lasse: Ich schreibe gerade mit Jörkk an neuen Songs und hoffe, dass wir im November unser viertes Album veröffentlichen können. Bis dahin spielen wir für unsere Verhältnisse viele Konzerte, lesen ein bisschen aus unserem Buch und freuen uns auf besseres Wetter.
Weitere Infos:
www.crazewire.de
www.instagram.com/crazewire_magazine
Interview: -Mathias Frank-
Foto: -Pressefreigabe-



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