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29.03.2016
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10+10

SARAH AND JULIAN

Sarah And Julian
Aufgewachsen sind Sarah und Julian Muldoon in einem kleinen fränkischen Dorf unweit von Aschaffenburg, aber von Provinzmief gibt es auf ihrem hervorragenden Debütalbum "Birthmarks" keine Spur. Ihre hübschen Songs an der Schnittstelle von Indie-Folk und zeitgemäßem Pop jedenfalls begeistern mit einer musikalischen Reife, die man einer Band Anfang 20 eigentlich kaum zutrauen möchte. Schlanke, aber höchst effektive Arrangements ranken sich um die Basis aus Akustikgitarre und Klavier, die luftig-leicht viel Platz lassen für das Herzstück des Sounds, die großartigen Gesangsharmonien der inzwischen in Hamburg heimischen Geschwister. Damit konnte das Duo, das auf der Bühne ein Quartett ist, in der Vergangenheit bereits im Vorprogramm von Tocotronic, Enno Bunger, Gisbert zu Knyphausen, Balthazar, I Am Kloot und Other Lives überzeugen, jetzt sind Sarah And Julian auf ihrer ersten Headline-Tour unterwegs, die sie im April nach Köln, Leipzig, Berlin und Hamburg führen wird, bevor im Mai renommierte Festivals wie das Maifeld Derby in Mannheim oder das Orange Blossom Special in Beverungen auf dem Programm stehen. Gaesteliste.de traf die zwei nach ihrem hinreißenden Gastspiel in der Münsteraner Pension Schmidt.


1. Was ist eure Definition von "guter Musik"?

Julian: Sie muss berühren!

Sarah: Ja, sie muss mitnehmen und umhüllen. Sie muss hängen bleiben, aber nicht Ohrwurm-mäßig, man muss einfach sofort Emotionen damit verbinden.

Julian: Daran merkt man meistens sehr schnell, ob ein Song gut oder ob eine Band gut ist!

2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?

Julian: Zeit! Wir haben schon im April 2014 gedacht, das Album sei fertig. Dann hat es noch ein halbes Jahr gedauert, bis wir den Plattenvertrag mit PIAS hatten, und danach wollten wir unbedingt noch mal ins Studio, um neue Songs aufzunehmen, die wir in der Zwischenzeit geschrieben hatten, und an den alten zu feilen. Das war der Knackpunkt für uns, zu merken, so wollen wir's noch nicht veröffentlichen.

Sarah: Ich denke, selbst wenn das mit dem Plattenvertrag nicht geklappt hätte, hätten wir die Veröffentlichung länger hinausgezögert. Wir hatten bestimmte Vorstellungen vom Album, und die waren einfach noch nicht erfüllt.

3. Warum sollte jeder eure neue Veröffentlichung kaufen?

Sarah: Ich glaube nicht, dass jeder unsere Platte kaufen sollte. Die, die sie kaufen, sollten sie kaufen, weil sie einfach Menschen sind...

Julian (lachend): ...mit gutem Geschmack!

Sarah (lachend): Nein, mit Gefühlen, die sich gerne in Musik fallen lassen.

4. Was habt ihr euch von eurer ersten Gage als Musiker gekauft?

Julian (an Sarah gewandt): Haben wir schon was verdient?

Sarah (lachend): Alles, was wir verdient haben, ist wieder in die Band geflossen. Wir haben uns zum Beispiel ein Klavier gekauft.

Julian: Allerdings haben wir uns vor Kurzem beide endlich mal neue Handys gegönnt, nachdem wir zwei Jahre lang mit zerstörten Displays herumgelaufen sind.

5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass ihr Musiker werden wolltet?

Sarah: Nee, ich hatte schon immer das Bedürfnis, etwas zu schaffen, zu kreieren. Wir sind mit Musik aufgewachsen, und es war immer mein höchstes Ziel, damit irgendwann Geld verdienen zu können, mit dem, was wir am liebsten machen, von ganzem Herzen, und nichts machen zu müssen, womit wir uns nicht wohlfühlen.

Julian: Unser Vater ist ja Amerikaner und selber Musiker, und er hat uns schon früh immer viel Musik gezeigt. Wir hatten auch immer Instrumente zu Hause und haben schon als Kinder viel Musik gemacht, zuerst auf klassischen Instrumenten, und als wir dann 14, 15 waren, haben wir uns selbst Gitarre und Klavier beigebracht. Das waren unsere Spielzeuge.

6. Habt ihr immer noch Träume - oder lebt ihr den Traum bereits?

Sarah: Natürlich haben wir noch Träume, denn wenn man den Traum endgültig lebt, hat man ja nichts mehr, wovon man träumen kann. Jetzt sind wir ja noch total jung und ohne eigene Familie niemandem gegenüber verantwortlich, aber mein Traum wäre es, mit 40 immer noch von der Musik leben zu können und trotzdem, man muss ja sagen trotzdem, eine Familie haben zu können.

7. Was war eure größte Niederlage?

Julian: Niederlage klingt so negativ. Es sind natürlich schon Dinge schiefgelaufen, aber aus denen lernt man. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir bisher schon einen herben Rückschlag hinnehmen mussten - und wenn, wäre es vielleicht für andere ein Rückschlag gewesen, aber für uns ein Grund, weiterzumachen.

8. Was macht euch derzeit als Musiker am glücklichsten?

Julian: Wir sind jetzt auf unserer ersten eigenen Tour unterwegs, nachdem wir letztes Jahr mit Tocotronic und I Am Kloot unterwegs waren, und mich macht es extrem glücklich, zu sehen, dass die Leute wegen uns da sind und die Musik richtig genießen, die Augen schließen oder mitsingen! Das macht mich sehr glücklich.

Sarah: Das geht mir genauso. Zu sehen, dass es keine Hauptband gibt, die Leute zieht, aber dass trotzdem Menschen da sind, das ist schon beeindruckend!

9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?

Sarah: Hundertprozentig irgendwas von Bon Jovi!

Julian: Ja, der neueste Bon Jovi-Song löst immer den letzten als das schlechteste Lied ab!

10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf eurer Gästeliste stehen?

Julian: Beethoven!

Sarah: Oh Gott, ich weiß nicht, ob ihm das gefallen würde!

Julian: Mich würde interessieren, ob er mit diesen Klängen was anfangen kann!

Sarah: Nick Drake!

Julian: ich würde gerne wissen, was er zu meinem Gitarrenspiel sagt!

Sarah: ...und unser Opa aus Amerika. Er ist leider schon tot, aber er fänd das bestimmt ganz cool, weil er selbst auch Musiker war.

Julian: Und von den Lebenden natürlich - Bon Jovi (lacht)!

Weitere Infos:
www.sarahandjulian.com
www.facebook.com/sarahandjulian

Text: -Gaesteliste.de-
Foto: -Mischa Nawrata-
Sarah And Julian
Aktueller Tonträger:
Birthmarks
(Pias/Rough Trade)
 

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