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ODD BEHOLDER
Odd Beholder
"Feel Better" heißt das dritte Album der Schweizer Musikerin und Aktivistin Daniela Weinmann mit ihrem Projekt Odd Beholder. Ob es sich dabei um eine Aufforderung, eine Frage oder eine Bestätigung handelt, lässt sie dabei bewusst offen. Denn nachdem sich das erste Odd Beholder-Album "All Reality Is Virtual" mit dem Thema der Digitalisierung und deren Folgen beschäftigte und das zweite Album "Sunny Bay" das Thema des Verhältnisses zwischen Mensch und Natur behandelte, geht es auf dem dritten Album um Daniela selber - denn wie sie in der Pandemie-Phase feststellte, hatte sie die eigenen Belange in Sachen Odd Beholder bis dahin eher nachlässig behandelt.

Das Projekt Odd Beholder begann 2016 mit der ersten Single "Landscape Escape" noch als Duo mit James Varghese - von dem sich Daniela aber schon bald trennte und bereits 2018 ihr erstes Album dann als Solo-Kündtlerin einspielte. Heutzutage arbeitet sie zusammen mit dem Produzenten Douglas Greed aus Berlin, der auch schon das "Sunny Bay"-Album betreute und tut sich nur gelegentlich für einzelne Projekte mit befreundeten Musikern - wie z.B. Long Tall Jefferson - zusammen. Will meinen: "Feel Better" ist in musikalischer wie inhaltlicher Hinsicht vor allen Dingen ein Spiegelbild der musikalischen und inhaltlichen Visionen von Daniela Weidmann geworden.

Sie selbst bezeichnet die neue Songsammlung als eine Art von Biografien - nicht notwendigerweise nur, aber möglicherweise auch der eigenen. In Songs wie "Rifle Club" (der vom aufwachsen in einem schweizerischen suburbanen Vorort erzählt), "Insecurities" (mit dem sich Daniela mit ihren Unsicherheiten auseinandersetzt) oder "Just Because I Regret It" (der von toxischen Verhaltensmustern berichtet, deren es sich sich zu entziehen gilt) erzählt Daniela auf einer universellen Ebene von eigenen Beobachtungen und Erlebnissen und findet Bestätigung und Ermächtigung in der Erkenntnis, dass es anderen Menschen ähnlich wie ihr selbst geht und in dem gemeinsamen Empfinden ein verbindendes, heilendes Element zu sehen ist. Grund genug, sie ein mal mit unseren zehn Fragen zu konfrontieren.

1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?

Da muss ich erst mal drüber nachdenken. Mich berührt Musik, wenn ich das Gefühl habe, dass die Leute die das geschrieben und produziert haben, sich auch nicht ganz sicher waren, was sie da eigentlich machen und sie dennoch eine Eingebung und Intuition verfolgen und nach etwas suchen. Deswegen ist gute und schlechte Musik vielleicht miteinander verwandt. Kunst und Musik zu machen ist schwierig - aber nicht deswegen, weil es schwierig ist sie zu machen, sondern weil es schwierig ist, sie zuzulassen. Gute Musik ist Musik, die etwas zulässt. Die zulässt, dass Menschen verschiedene Dinge darin sehen oder aber dass der Künstler selber von etwas berührt oder überrascht wurden. Das ist gute Musik.

2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?

Das sind so viele Einflüsse, dass ich gar nicht weiß, welches der wichtigste ist. Das funktioniert bei mir oft über Spannungsfelder. Wenn ich zum Beispiel an Depeche Mode oder Bronski Beat denke, dann muss als nächstes etwas ganz liebliches, analoges, Gitarren-geprägtes kommen. Das geht dann vielleicht in Richtung Aldous Harding oder Rozi Plain oder so verspielten Sachen. Ich bin aber auch beeinflusst von HipHop - das ist super spannend. Und was die Themen betrifft, so war das für mich ja so, dass ich zwei große eher politische Scheiben mit sehr großen Themen gemacht habe. Dann habe ich mich aber gefragt, wo ich denn da eigentlich bleibe. In der Pandemie hatte ich nicht so eine gute Zeit und fand da zu einer Art von Demut, nicht die großen, großen Themen angehen zu müssen, sondern selber etwas verarbeiten zu müssen.

3. Warum sollte jeder deine neue Veröffentlichung kaufen?

Jeder? Ich will gar nicht, dass jeder meine Musik kaufen sollte, sondern nur die Menschen, die auf der Suche nach einer Reise zu sich selber sind und diesen schwierigen Themen. Und die dann jemand dabei haben möchten, der oder die mit viel Liebe und Wärme auch in diese dunklen Ecken schauen möchte. Ich glaube, ich habe dieses Album geschrieben für Menschen, denen es nicht gut geht.

4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker gekauft?

Ich habe das ganz bestimmt re-investiert in die vielen tollen KünstlerInnen, die Teil meines Kosmos sind. In eine Schauspielerin oder einen Video-Dreh oder ein Grafik-Design. Es ist für mich nämlich das Schönste, mit anderen zusammenzuarbeiten und ich habe das Geld bestimmt flugs darin investiert.

5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker werden wolltest?

Es gibt eine Video-Aufnahme von mir, wie ich als kleines Baby auf einer Decke liege und ganz hohe, fiepende Töne von mir gebe. Wenn ich mir das Video anschaue, fühlt sich das für mich an, als würde ich singen. Das war also einfach immer da - ich kann es nicht anders erklären. Es gab für mich kein "vor der Musik". Musik war für mich wie manche Kinder ein Ball - wie ein erstes Spielzeug, das einfach herum lag. Mein Vater hatte auch eine Band und hat uns als Kinder mal einen "Mut-Blues" gedichtet, als wir Angst vor dem Schwimmen hatten, um uns zu motivieren. Meine wichtigste Erkenntnis war dabei dann, dass man Musik selber schreiben kann.

6. Hast du immer noch Träume - oder lebst du den Traum bereits?

Oh. Ich habe immer noch Träume. Meine Träume zielen aber mehr auf das Kollektive. Ich träume davon, dass wie eine schönere, nettere, zugewandtere Gesellschaft aufbauen können und ich träume davon, dass es nie wieder Krieg gibt - sowas in der Richtung.

7. Was war deine größte Niederlage?

Ich glaube, die schwierigste Zeit war für mich, als ich erkannte, dass mein Gründungsmitglied James Varhese und ich uns nicht mehr verstanden und wir uns getrennt haben. Das war für mich ganz schlimm und das war wie eine Scheidung für mich. Es war damals auch gar nicht klar, ob ich überhaupt weiter Musik machen kann. Das war ein Tiefpunkt.

8. Was macht dich derzeit als Musiker am glücklichsten?

Wenn ich ehrlich bin, ist es immer noch das gleiche, was mich schon seit Anfang an glücklich machte - und das ist das Musik machen und Schreiben selber. Es ist aber auch sehr schön, wenn Menschen zu mir kommen und mir sagen, dass einer meiner Songs ihnen durch eine schwierige Zeit geholfen hat. Das tut mir auch sehr gut.

9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?

Das ist eine tolle Frage. Das wäre ja schon wieder eine Auszeichnung - denn das müsste ja ein Super-Lied sein, wenn es so herausragend schlecht ist, dass es schon wieder interessant ist. Ich mag ja auch schlechte Lieder - deswegen ist das jetzt auch unfair. Ich würde sagen, dass diese Euro-Dance Phase mit Blümchen und dem kleinen Satellit und Barbie das erste wäre, was mir in den Sinn kommt. Gleichzeitig denke ich aber auch, dass das ja so schräg war, dass es auch schon wieder lustig war.

10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf deiner Gästeliste stehen?

Jeff Buckley - weil ich ihn sehr gerne mal gesehen hätte. Wenn Jeff Buckley aber zu meiner Show käme, dann würde ich mich natürlich weigern, selbst ein Konzert zu spielen und ihm meine Gitarre in die Hand drücken und ihn bitten, etwas zu spielen.

Weitere Infos:
www.oddbeholder.ch
www.instagram.com/oddbeholder
www.facebook.com/oddbeholder
www.youtube.com/@OddBeholder/videos
Text: -Gaesteliste.de-
Foto: -Ella Mettler-
Odd Beholder
Aktueller Tonträger:
Feel Better
(Sinnbus/Rough Trade)


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