Es läuft gerade bei Philine Sonny. Mit der Veröffentlichung ihrer Debüt-EP "Lose Yourself" rannte die Songwriterin aus dem Ruhrgebiet wohl Türen ein, von denen sie selbst nicht wusste, dass ihr diese offen standen und wurde dank des begeisterten Zuspruchs ihrer jugendlichen Fans in kürzester Zeit - und vor allem auch wegen ihrer empathischen Live-Shows - zu eine regelrechten Ikone in Sachen Indie-Pop. Zwei Jahre später erscheint nun auf dem renommierten kanadischen Label Nettwerk ihre zweite EP "Invader", auf der neue Songs vertreten sind, die Philine zuvor schon live getestet und als Singles veröffentlicht hatte. Mit dem Wechsel zu den Kanadiern eröffnen sich Philine nun auch international neue, aufregende Möglichkeiten.

Nur auf eine "richtige" LP müssen wir weiter warten. Warum eigentlich? Es kann ja nicht daran liegen, dass Philine Songs zu wenig Songs hat. "Nein - das hängt eher damit zusammen, dass ich meine Musik ja auch selber produziere und das ist dann tatsächlich zeitlich einfach schwierig", meint Philine zu dem Thema, "vor allem, wenn man einen so vollen Festival-Plan hat wie wir im letzten Sommer. Aber ich habe hier an meiner Wand ganz viele Listen mit Songs und da werde ich mich so bald es geht wieder dransetzen. Wir haben vor, diesen Sommer die LP in Angriff zu nehmen."

Die neue EP heißt ja "Invader". Der hier besungene "Eindringling" ist dann Philine selbst, die hier die Befürchtung hegt, zuweilen zu sehr in die Privatspähre von anderen Personen einzudringen und diese mit ihren Problemen zu belasten. Dabei gehört Philine zu jener Sorte von MusikerInnen, die mit ihrer Musik intensiv Seelenpflege und Therapie betreiben. Wie weit zu gehen ist sie denn bereit, wenn es darum geht ihr Innerstes offenzulegen? "Ich versuche schon immer so weit zu gehen, wie es geht - wobei ich manche Sachen im 'echten Leben' noch nicht herausgefunden habe und ein wenig unsicher bin. Ich versuche auf jedem Fall die Grenze zwischen fiktionalem und richtigem Leben zu beachten. Ich schreibe aber schon sehr viel über Persönliches. Das ist manchmal ein wenig kryptisch, so dass man es von außen nicht versteht aber für mich selber weiß ich immer sehr genau, was gemeint ist - und das geht eigentlich immer schon sehr weit."

Philine hat dabei mit diesem Konzept eine sehr enge Verbindung zu ihren Fans aufgebaut. Sieht sie sich selbst in diesem Sinne als Vorbild? "Das ist eine gute Frage", überlegt sie, "es ist grundsätzlich schon eine sehr intensive Experience - weil die Fans das immer alles sehr doll fühlen. Einige von denen kenne ich auch schon sehr gut, weil die zu vielen Konzerten kommen und wir uns öfter unterhalten haben. Deswegen denke ich, dass es dabei um das gemeinsame 'relaten' geht, weil wir ja alle junge Frauen mit psychischen Problemen sind - oder was immer da die Parallele ist. Als Vorbild sehe ich mich da eigentlich nicht so richtig - aber dass man sich miteinander verbunden fühlt, ist mir schon wichtig."

Philine Sonny ist ja jetzt an einem Punkt in ihrer Karriere angelangt, an dem so ziemlich alles möglich und denkbar erscheint. Eine gute Gelegenheit, ihr schon mal unsere zehn Fragen zu stellen - so lange sie noch Zeit für so etwas hat.