Schon alleine deswegen, weil türkisch-sprachiger Indie-Rock OHNE folkloristischen Firlefanz in unserer breiten Öffentlichkeit so gut wie nicht stattfindet, obwohl es in der Türkei durchaus eine aktive Szene in dieser Richtung gibt, verdient das vierte Album der türkischen Songwriterin Nilipek. (mit Punkt im Namen) durchaus ein Hinhören. Der Titel des Albums bedeutet übersetzt "Die Spiele, die wir uns ausgedacht haben" und laut Nilipek. ist das Werk eine Art Manifest gegen "Lügen, Menschen und Situationen", die den Einzelnen einschränken und an dessen Entwicklung hindern.

Dass irgendetwas behindert würde, kann man auf der musikalischen Seite nun überhaupt nicht feststellen, denn das Werk ist auf dieser Seite eher ein Dokument der Expansion. Nilipek. experimentiert hier zum Beispiel mit Stilen und bezeichnet dem Song "Sirf Kirabilmek Icin" etwa als "Stoner-Rock-Song mit Beatles-Einflüssen (worauf man auch erst mal kommen muss) oder produzierte den Track "Baykus" mit der Indie Band No Land, die den Song in eine Folk-poppige Richtung lenkte. Auch in Sachen Arrangements wurde mächtig aufgesattelt - indem einige Tracks mit voluminösen Streicherarrangements und Bläsersätzen angereichert wurden. Im Allgemeinen sind die Songs recht rockig angelegt - aber auch für Elektronika, Chamber-Pop, Trip-Hop-Vibes oder sogar puristische Folk-Elemente ist Nilpek. stets zu haben. Das ganze spielt sich übrigens in Bereichen ab, die sich (bis auf die Sprache) an westlichen Hörgewohnheiten orientieren, so dass es eigentlich keine Ausrede gibt, sich dieser Scheibe zu verschließen.