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Old Troubadour
„Kieran Goss ist von den besten der Schlechteste“, murmelte sich jemand aus dem Publikum in den Bart. Das ist ja im Prinzip ein Kompliment – wenn auch ein seltsames. Erklären kann man es ungefähr so: Goss ist in seiner Heimat Irland so was wie ein Superstar, wodurch er sich mittlerweile einen gewissen Ruf erspielt hat, der ihn dann auch mit Leuten wie Kris Kristofferson oder Willie Nelson zusammenbringt, mit dem er z.B. tourte – und jetzt verglichen wird. Nicht nur aus solchen Grunde liebäugelt der Sänger mit dem großen Publikum. Anders als in solchen Fällen üblich hat Goss jedoch solides songwriterisches Songmaterial in der Hinterhand – das eben nicht nur auf die Charts und den Massengeschmack abzielt.
Daß Goss hingegen als Straßensänger geübt ist, merkt man an der Art, wie er sein Songmaterial (inkl. Coverversionen – wer spielt schon Songs von den Eurythmics?) zusammenstellt und vor allen an seiner Bühnenpräsenz und dem Umgang mit dem Publikum. Goss brachte an diesem Abend – der vom WDR 2 mitgeschnitten wurde (was u.a. auch das erstaunlich breitgefächerte Publikum erklärte) – Songs seines aktuellen Albums „Red Letter Day“ aber auch ein paar neue Tracks, die kurz zuvor auf einem Workshop anläßlich der Expo geschrieben hatte. Sicherlich: Goss bietet nichts Überraschendes, verprellt auf der anderen Seite aber auch niemanden. Das oft gehörte Voruteil, Goss sei schlicht ein Langeweiler, entlarvt sich bei genauerem Hinhören als ebensolches. Kieran ist lediglich ein Perfektionist. Wenn es jemand geschafft hat, auf solch einem Level den Brückenschlag zwischen Maß-Appeal und Credibility zu schlagen, dann Goss. Noch eines sollte nicht unerwähnt bleiben: Kieran ist ein bemerkenswert akzentuierter Gitarrist. Das soll nicht heißen, daß er in Virtuosität schwelgt, sondern daß er seine Songs mit prägnanten und 100%ig passenden Begleitung versieht, die weit über das übliche Geschrammel hinausgeht.
