Ein wahrer Recke (und Underdog) der Country-Musik taucht aus der Versenkung auf um uns mit seinem ungefähr 65. Album zu beglücken. Merle Haggard präsentiert mit „If I Could Only Fly“ ein reifes Alterswerk – ganz ohne Schnörkel und auch ohne irgendwelche Konzessionen. Der Mann, der mit 15 zum ersten Mal (mit Lefty Frizzell) auf der Bühne stand und seit den 60ern Scheiben produziert, hat schon vieles hinter sich gelassen. Obwohl er mit „Okie From Muskogee“ ein beredtes Statement während des Vietnam-Krieges ablegte, war er doch eher immer ein persönlicher Songwriter. Seine enorme Erfahrung schlägt sich auch auf „Fly“ nieder. Vom Sound her, kommt dies den Vorstellungen, die wir Zentraleuropäer vom Country haben, noch am nächsten – allerdings unterm Strich mit gehörigem Abstand zu Leuten wie Garth Brooks oder Trisha Yearwood, die sich gnadenlos dem Kommerz verschrieben haben. Unter der Oberfläche gibt es nämlich bei Merle genügend Haken und Ösen, die so was wie Schönklang oder Kitsch gar nicht erst aufkommen lassen. Haggard ist „Proud to be your Old Man“, wie er in einem seiner Songs sagt. Es gibt keine Experimente, nur Qualität. Und das ist es ja, was zählt.
„If I Could Only Fly“ von Merle Haggard erscheint auf Anti/Connected.