Als 1997 der Sampler „The Doors Box Set“ erschien, war darin eine CD namens „Live In New York“ enthalten, zusammmengestellt aus Aufnahmen von vier Konzerten im Madison Square Garden. Anscheinend stieß dies auf sehr viel Gegenliebe bei Fans und Sammlern, so dass es nun nach und weitere, bisher unveröffentlichte Live-Aufnahmen der Doors geben soll. Den Anfang macht „Bright Midnight“, eine Compilation, die 14 Songs aus acht Konzerten versammelt. Die meisten der Songs stammen aus dem Jahr 1970, womit schon das erste Problem auftaucht: Wir hören hier einen Jim Morrison, der bereits in das Stadium der zunehmenden Verfettung eingetreten ist und sich entsprechend kurzatmig anhört. Das zweite Problem tut sich beim Durchlesen der Songtitel auf: „Light My Fire“, „The End“, „Roadhouse Blues“, „Touch Me“. Hier werden Klassiker herunter gebetet, die nicht wirklich welche sind, denn sie haben heute, nach 30 Jahren, deutlich mit Abnutzungserscheinungen zu kämpfen. Eindrucksvoll demonstrieren The Doors, dass sie eben keine besonders aufregende Band waren, die über den Status der amerikanischen Kulturgeschichtsträger hinaus kommt. Heute wirkt ihr Sound bei vielen Nummern durchaus amateurhaft, was vor allem am uninspirierten Getrommel von John Densmore liegt. Nuancen gibt es kaum, es wird gebrettert, was das Zeug hält, und Jim Morrison fehlt, auf CD gebannt, jedes Fünkchen jener Ausstrahlung, die seine Bühnenpräsenz ausgemacht haben soll, glaubt man den Schilderungen der damaligen Zeit. So beweist er, dass er eben kein begnadeter Musiker war, sondern doch nur derjenige, der damals sein Glied in die Sonne gehalten hat. Das ist es wohl, wovon die Legende lebt.
„Bright Midnight – Live In America“ von The Doors erscheint auf Eastwest.
