Kann schwedisches Knäckebrot hart und köstlich sein! Mammoth Volume überraschen – das geht schon mit dem buchstäblich etwas sperrigen Bandnamen los, den man etwa mit Mammutschinken (dickes Buch) oder auch mit gigantischer Lautstärke übersetzen könnte. „Single Book Of Songs“ ist ihre dritte Veröffentlichung nach dem selbstbetitelten Debüt von ’99 und der letztjährigen EP „Noara Dance“. Die Musik fesselt und interessiert von der ersten CD-Player-Umdrehung an, denn eine so mutige und gelungene Stilverschmelzung wird selten geboten. Höchstens noch vergleichbar mit den nicht genug zu preisenden Spiritual Beggars hat die bereits ’96 im schwedischen Lysekil gegründete Band hier einen prächtigen musikalischen Verweisteppich gewebt, durch dessen immer sehr eigenständige Textur so schwer vereinbar erscheinende Seventies-Grössen wie Uriah Heep und Deep Purple, aber eben auch Van der Graaf Generator oder Colosseum oder (naja) Iron Butterfly und viele mehr durchscheinen. Schwer zu erklären wie, aber es funktioniert, denn die Jungs klauen nicht einfach, sondern sind erkennbar begabte Musiker, die sich ihre grossen Inspirationen wirklich anverwandelt haben.
Die Melodien sind von der ganz, ganz ansteckenden, nicht mehr loszuwerdenden Sorte, und so merkt man eigentlich nur bei bewusster Entdeckungsreise, dass der phantastische Sänger Jörgen Andersson beim Stück „K“ plötzlich wie Randy Bachmann (ohne das Stottern %3B-) klingt, oder dass der Gitarre, Flöte und besonders traumhafte Keyboards bedienende Daniel Gustafsson von Lied zu Lied so eben mal reizende Verbeugungen in Richtung Ray Manzarek (Doors), Robert Fripp (King Crimson, und den auch nur nachahmen zu können, dafür würden manche Gitarristen wohl ein Fingerlein hergeben) oder Ken Hensley (U. Heep) einbaut. Ein Fest für sich sind die schwer an den frühen Rick Wakeman (Strawbs, Yes) erinnernden Mellotron-Parts, dieses Instrument war ein auf Tonband basierender Vorläufer heutiger Strings Ensembles und Streicher imitierender Synthesizer. Hoffentlich hat diese CD wenigstens einen Teil des Erfolgs, den sie verdient, und lockt Band und Plattenfirma zu einer Tournee.
Anspieltips: Nach dem Opener „To Gloria“ dürfte es um Freunde handgemachter Rockmusik ohnehin schon geschehen sein, wer wirklich mehr braucht, sollte etwa „What Happened In Antioch?“ oder dem epischen „Instead Of Circles“ eine Chance geben. Und so muss das abschliessende Mammut-Statut lauten: Bitte unbedingt anhören!
„A Single Book Of Songs“ von Mammoth Volume erscheint auf Music Cartel/Cargo.