Irgendwann bricht sich bei jedem Iren die Tradition Bahn – es ist nur die Frage, ob man es auch merkt. Im Falle von Cathal Coughlan hat das eine ganze Weile gedauert. Nachdem dieser sich mittels seiner Bands Microdisney und Fatima Mansions durch allerlei Stile gespielt hatte, tat er sich mit seinen Solo-Scheiben stets ein wenig schwer. Die vorliegende CD ist nun sein stilistisch treffsicherstes Meisterwerk. Nachdem sich Cathal offensichtlich darauf besonnen hat, alle elektronischen Versatzstücke aus seiner Musik zu entfernen und durch akustische Jazz-Elemente zu ersetzen, erscheint dies absolut logisch. Cathal gelingt es so, eine – nicht nur thematisch – durchaus zeitgemäße Variante des Folksongs zu kreieren. Die Leistung besteht darin, die aktuellen Bezüge mit – zugegebenermaßen – recht düsteren Metaphern zu verknüpfen. Poetisch, surreal, derb, bodenständig und auch ganz im Hier und Jetzt verankert, bietet uns Coughlan seine Weltsicht an – nicht mehr und nicht weniger. Musikalisch muss man sich in dem vielseitig arrangierten Geflecht aus Cellos, Vibraphonen und diversen Blasinstrumenten zwar zunächst mal orientieren – dann jedoch funktioniert es, auch wenn die Angelegenheit nicht eben fröhlich daherkommt. Doch dafür gibt’s ja den Irish Folk.
„The Sky’s Awful Blue“ von Cathal Coughlan erscheint auf Beneath/Indigo.