Nach dem Aus bei Van Halen, wo man ihm nie ganz verziehen hatte, nicht David „Brusthaar“ Roth oder wenigstens Sammy Hagar zu sein, war es etwas ruhig geworden um den ehemaligen Extreme („More Than Words“)-Fronter Gary Cherone. Nun hat er für seine neue Formation Tribe Of Judah mehrere Mitglieder des alten Extreme-Umfelds um sich geschart, wobei Gitarrist Nuno Bettencourt bezeichnenderweise durch Abwesenheit glänzt. Schadet „Exit Elvis“ aber kein bisschen, denn auch die hier vertretenen Saitenzerrer Tim Bissonnette und vor allem Leo Mellace haben jedes vorstellbare NuMetal-Lick drauf. Und darum scheint es zumindest während der ersten Minuten des Albums zu gehen. Weiter fällt auf, dass ständig irgendwelche Sequenzer blubbern und dass sogar auf Cherones Stimme für den Opener „Left For Dead“ Effekte wie Verzerrer gelegt wurden. Doch der angefunkte-Kopfsockenmetal von „No One“ wird alsbald (gottseidank) von beatlesken Chören durchbrochen. Mit „East Of Paradise“ folgt eine Nummer, die man erstmals für ein neu-entdecktes Extreme-Stück halten könnte. Später kommen Filmmusik, Pink Floydsche Passagen sowie Hard Rock-Riffs in der Nachfolge von Größen wie Led Zeppelin als weitere Assoziationen hinzu. Obwohl das Album vielschichtig und ein Stilcocktail ist, werden besonders Freunde gitarrenlastigen Rocks daran Freude finden können, denn es wird reichlich und gekonnt soliert – ungewöhnlich für ein so modern daher kommendes 2003er Album mit Hit-Ambitionen. Herrlich Schrill und „extrem“ wird es dann erst auf dem das Album beschliessenden Titelstück: Die Nummer beginnt als Bar-Jazz, streift Pop und Flamenco und explodiert schliesslich in einer kleinen Gitarrenorgie um schliesslich von Sängerinnen und einer süß verwehenden Solovioline beendet zu werden. Wow.
Einziger Einwand: Endesunterschriebener Rezensent hat zwangsläufig einiges an Grindcore- und Splatter-Musik mit den entsprechend hartem „Artwork“ im Schrank stehen, aber das sich durchs gesamte optische Konzept ziehende Gepose mit Selbstmord nervt mit seinen auf Schock kalkulierten Effekten. Sowas hat die vor Ideen schier überlaufende Platte auch gar nicht nötig.
„Exit Elvis“ von Tribe Of Judah erscheint auf Eagle Rock/edel.