„Defending the walls of the Fortress Europe“ heißt es programmatisch-zynisch im ersten Song der neuen ADF-Scheibe und es wird deutlich, dass die neben Chumbawamba effektivste sozio-politische Anarchisten-Combo auch heuer keine Abstriche macht, was den Kampf gegen das Establishment betrifft. Deswegen sind auch nach wie vor Stücke wie „La Haine“, der Titeltrack oder „19 Rebellions“ (in dem es – auf Portugiesisch vorgetragen – um eine Gefängnis-Revolte in Brasilien geht) nach wie vor typischer als etwa die von Sinead O’Connor gesungene Reggae-Ballade „1000 Mirrors“ (die allerdings musikalisch gefällt). Ansonsten bleiben sich ADF treu – es klappern nach wie vor die Tablas, seltsame Fernost-Samples und der Rauch von Weihrauchstäbchen hängen quasi in der Luft – aber es fällt doch schon auf, mit welch beredter Inbrunst und Sendungsbewusstsein sich die Multi-Kulti-Truppe dieses Mal ins Geschehen wirft. Da bleibt kaum Zeit zum Atemholen – und auch für belangloses Instrumentalgeplänkel (mit schönem Gruß an den Executive Producer Adrian Sherwood) oder Mix-Eskapaden gibt’s keinen Raum. Hut ab vor soviel Eloquenz! (Um das alles live reproduzieren zu können, braucht’s schon ein Elefantengedächtnis.) Das ist also der Soundtrack für die Proteste zum nächsten Irak-Krieg und ein Schlag ins Gesicht all jener, die sich schon sicher gefühlt hatten, weil sie glaubten, dass Eminem das Beste sei, was die heutige Generation an Sprachrohren vorzubringen im Stande ist. Rock on!
„Enemy Of The Enemy“ von Asian Dub Foundation erscheint auf Labels/Virgin.