Der erste Gedanke: Die haben sich ja überhaupt nicht verändert. Das dritte Album „Walking On A Thin Line“ beginnt mit einem alten Schema: „You Can’t Stop Me“, die erste Singleauskopplung aus dem neuen Album, ist eine Rockgranate, die voll auf die Zwölf geht. Tanzbar, pogbar. Doch beim zweiten Song „Dick“ wird klar: Die neue Scheibe der Göttinger soll ein neues Guano Apes-Zeitalter einläuten. Klassische Rock- und Metalanleihen lassen aufhorchen. Harte Gitarrenriffs durchbrechen den Crossover-Sound der Band und überschreiten klar die eigenen musikalischen Grenzen. Doch schon bei „Kiss The Dawn“ und „Pretty In Scarlet“ vermag vor allen Dingen Sängerin Sandra Nasic zu überraschen. Zwar bewies die Rockröhre schon mit der Single „Rain“, dass sie durchaus auch zu sanfteren Tönen fähig ist. Doch bei Lied Nummer vier erwartet den Hörer eine wirklich gereifte Sängerin mit einer Midtempo-Ballade, die den Göttinger Viern sicherlich niemand zugetraut hätte. Einfühlsam und schon fast zart schwebt die Stimme von Sandra Nasic über den Klängen der Band. Weiter geht es mit einer etwas schwachen Nummer. Doch so tief wie die Platte bei „Diokhan“ abstürzte, geht es später auch wieder aufwärts. Der Rest des Albums überzeugt mit guten, reifen Kompositionen. Die Crossover-Teenies scheinen erwachsen zu werden. Einerseits ist diese musikalische Veränderung zu begrüßen, andererseits fehlen auf dem neuen Album Feten- und Clubhymnen wie sie einst „Open Your Eyes“ und „Lord Of The Boards“ waren, und somit bleiben die Apes irgendwo in der Mitte stehen, ohne groß aufzufallen.
„Walking On A Thin Line“ von Guano Apes erscheint auf Supersonic Records/BMG.