Wenn Alraunen wirklich so klingen, wenn man sie entwurzelt, dann begeb‘ ich mich doch wohl mal auf die Suche… Die Italiener Mandragora (was Alraune heißt) Scream bringen auf ihrem zweiten Album eine Schnittmenge zwischen Lacuna Coil und späten Anathema – und das kommt ausgesprochen gut. Die Stücke sind keyboard-lastig, nehmen sich Zeit zum Stimmungsaufbau, glänzen mit authentischer, also nicht gesampleter Violine („Silent Lullabies“) und vielen anderen Ausstattungs-Goodies und gefallen von vorne bis hinten (und ganz hinten ist immerhin volle 66 Minuten später).
„A Vision They Shared“ lebt besonders von dieser Interaktion zwischen (im Gegensatz zu L. Coil nicht gegrunzter) männlicher und mehr oder weniger engelshafter weiblicher Stimme. Tatsächlich macht Teil der Wirkung von M. Scream aus, dass die female vocals eben nicht wie bei so vielen anderen Gothic-Bands nervig rumfiepen, sondern wirklich die Stücke interpretieren und ausleben – miterlebbar etwa am doch verschärft an Flowing Tears (die übrigens just ihrer wunderbaren Sängerin verlustig gegangen sind) erinnernden „Velvet Eyes“. Auf dem abschliessenden Titelstück gelingt es der Sängerin gar, die grosse M. Faithful zu evozieren, Hut ab.
„Whisper Of Dew“ von Mandragora Scream erscheint auf Nuclear Blast.