Platte der Woche KW 33/2003
Endlich gibt es jetzt also auch einmal ein musikalisches Äquivalent zu dem Film Memento! Nicht, dass wir das wirklich gebraucht hätten, aber „My Missing Days“, das neue Album der britischen Kapelle Spearmint, beginnt mit dem Track „A Happy Ending“ und erzählt dann quasi rückwärts eine Geschichte, die mit dem Stück „The Start Of It All“ aufhört. Auch ansonsten wissen die Jungs um Mastermind Shirley Lee (der übrigens ein Mann ist) durchaus etwas von Dramaturgie: Die Tracks sind immer wieder unterbrochen von gesprochenen Ein- oder Überleitungen, Instrumentals und sonstigen Spielerein, die über das übliche Aneinanderreihen von Songs hinausgehen. Musikalisch gibt’s klassischen Brit-Pop, gelungene Pop-Songs (wie z.B. „Don’t Get Me Started“ – ein todsicherer Hit) und – wie soll man’s ausdrücken – spleenige Disco-Soul-Experimente mit Falsettgesang, so etwa wie bei „Emotional Rescue“ von den Stones. „My Missing Days“ ist trotzdem keineswegs eine Kunstrock-Scheibe, sondern eine sympathische kleine Sommerpop-CD. „Klein“ deswegen, weil es den Jungs nicht gelungen ist, den Standard, den sie sich mit „Don’t Get Me Started“ selbst vorgegeben haben, auch über die ganze Spielzeit halten zu können. Dafür gingen sie vielleicht ein wenig zu verspielt und unernst zur Sache. Aber letztlich sind’s ja auch Briten – und die dürfen so was!
„My Missing Days“ von Spearmint erscheint auf Apricot Records/EFA.