Platte der Woche KW 39/2003
Es ist geschafft: Auf seine Art hat sich Neil Halstead auf dem neuen Album endlich tatsächlich seinem großen Idol Neil Young angenähert. Bislang fand diese Vorliebe ja bestenfalls auf Konzerten ihren Niederschlag, aber dieses Mal gibt es tatsächlich einige Passagen, die den Eindruck schüren, dass diese Scheibe so was wie Halsteads „Harvest“ ist – nicht nur wegen des Covers. Als Songwriter hat sich Neil ja mittlerweile vom bloßen Tonschmied zum souveränen Routinier hochgearbeitet (wozu er auch seine Solo-CD, „Sleeping On Roads“ nutzte). Bedenklich wird es indes, wenn Halstead zu selbstsicher in den Autopliot-Modus schaltet und sich darauf verlässt, nur mittels des Gesangsparts eine Melodie finden zu können. Zum Glück scheint ihm dieses Problem aber bewusst zu sein, denn er nutzt die Harmonie-Vocals seiner Partnerin Rachel Goswell mittlerweile besonders effektiv dazu, ihn bei diesem Unterfangen zu unterstützen. Hinzu kommt, dass er bei dieser Scheibe seine wohl bislang wagemutigsten Arrangements auffährt, die vom zögerlichen Glam-Rock-Reggae (!) bis hin zu sanftmütigen Referenzen an Brian Wilson heranreichen. Das Einzige, was man Halstead 2003 nicht ganz verzeihen mag, dass er allzu viele Tracks mitten im schönsten Schwung mit zwar bittersüßen, zuweilen aber auch viel zu langen Pausen und Aufenthalten versieht, aus denen sich die Mojave Lokomotive zum Teil nur mit Mühe wieder hocharbeiten kann. Ansonsten ist diese Scheibe ein bemerkenswert selbstsicheres Werk, das nicht nur Halstead endgültig in der Riege der ganz großen seines Fachs etabliert, sondern das zudem neugierig macht auf Rachel Goswells Solo-Scheibe, die für das kommende Jahr angedacht ist…
„Spoon And Rafter“ von Mojave 3 erscheint auf 4AD/Zomba/Beggars Group.