Toto sind schon seit 25 Jahren unterwegs und geben dabei für die einen das AOR-Evangelium, für die anderen (darunter dem Autor namentlich bekannte Musikmagazinchefredakteure) ein Schmerzgefühl im Anusbereich ab, in jedem Falle aber ein Medienphänomen sondergleichen. Toto dem Phänomen, setzt „Live In Amsterdam“ just zum vierteljahrhunderlichem Dienstjubiläum ein prächtiges Denkmal. Der in der Heineken Music Hall in der niederländischen Hauptstadt mitgeschnittene Gig bringt sowohl so etwas wie eine (vor allem durch die zwei enthaltenen, kunstreich kompilierten Medleys) kondensierte Greatest Hits-Fassung wie auch einen Ausschnitt aus der Live-Präsentation des Cover-Materials vom aktuellen Album „Through The Looking Glass“ (Gaesteliste.de berichtete).
Außerdem verschafft die in Bild- wie Tonqualität (5.1 sowie DTS) verwöhnteste Ansprüche noch überflügelnde Dual Layer-DVD ganz in Ruhe und bequem jede Menge beliebig wiederholbarer Close-Ups auf diese Ansammlung von Studio-As-Legenden, wie man sie sonst höchstens im Interview oder im Fotograben erhaschen kann. Zum Beispiel auf Bandboss, Gitarrist und bei härterem Material auch Vokalist Steve „Luke“ Lukather, hier mit Oberstudienratsbartschlampenrasur und einer Anwärterschaft auf den schlecht gekleidetsten Rockstar nach David Lindley. Sein Outfit ist einfach ein Tritt zwischen die Augen, von der Streifenhose über die Paillettengitarre bis hin zum Katastrophenhemd – aber was der Mann mit seiner Glitzerklampfe anstellt, hat Tausende zum Üben animiert. Ein optisches Pfund ist auch wie immer David Paich, inzwischen ein feister Nadelstreifenbeutel, der vor seinen Keyboards sitzend einen Hut balanciert, aber sein hier enthaltener Solospot hat Klasse.
Zur Musik: Die Klasse der Medleys (eines „Girl Goodbye“, „Goodbye Elenore“, „Child’s Anthem“ – einer der Gründe, Toto heute noch zu hören – und „I’ll Supply The Love“ umfassend) wurde schon angedeutet. Vom aktuellen Cover-Material fasziniert etwa „Bodhisattva“ (Steely Dan) ohne Ende, weil man sich ohnehin immer gefragt hat, wie DAS überhaupt spielbar sein soll – die DVD zeigt es en detail und lässt auch Stuntgitarristen Tony Spinner zu seinem Recht kommen. Neben dem Heineken-Gig bietet das insgesamt über 130 Minuten laufende Medium noch Interviews und Impressionen vom Tourleben, aus denen wir u.a. lernen können, dass diese gesetzteren Herren an Sekt und Sake nippen, wo andere Bands in Bierschwemmen baden. Und wie Bowling à la Toto geht. Sei’s d’rum. Wenn die Call Center-Hymne „Hold The Line“ erklingt, ist alles vergeben.
PS: Auch auf Audio-CD erhältlich. Klingt ebenfalls gut, muss sich ohne Bartschlampeneffekte aber dem DVD-Genuss knapp geschlagen geben.
„Live In Amsterdam“ von Toto erscheint auf Eagle Vision.