Was als erstes in’s Auge fällt, ist natürlich, dass der Titel dieser Scheibe länger und gehaltvoller ist, als so mancher Text eines Dieter Bohlen-Songs. Natürlich ist das ironisch gemeint: Nicolai Dunger ist einer von Schwedens kreativsten Songwritern und hat deswegen natürlich genügend Output, um solcherlei Scherze treiben zu können. Richtig weggeben tut er die Stücke auch nicht: Vielmehr werden diese in Zusammenarbeit mit Mercury Rev quasi veredelt. Die Kombination Dunger / Rev liegt zwar nicht auf der Hand, macht aber durchaus Sinn. Hier treffen Dungers ungezügelter Stil und dessen ungewöhnliches, leicht angeschrägte Harmonieverständnis auf die phantasievollen, leicht spinnerten und immer am Rande des Übertriebenen dahinlavierenden Arrangements der Revs und das Ergebnis ist dann quasi Dunger auf Speed. Zwar gibt es auch hier die eher lamentösen Balladen, die der Meister mit Inbrunst vor sich hincroont – besonders interessant wird es aber immer dann, wenn es opulent, laut, hektisch oder alles zusammen wird. Letztlich ist dieses Aufeinanderprallen von prinzipiell grundverschiedenen Ansätzen noch effektiver, als die Kombination Will Oldham / Dunger, die sich auf der Scheibe „Tranquil Isolation“ doch zu sehr ergänzten, als das dies wirklich spannend wurde. Die nun vorliegende Dunger / Rev-Operette ist hingegen an Theatralik und Dramatik kaum noch zu überbieten – was aber, wie gesagt, Sinn macht. Mal sehen, mit wem sich Dunger als nächstes zusammen tut.
„Here’s My Song, You Can Have It… I Don’t Want It Anymore / Yours 4-Ever“ von Nicolai Dunger erscheint auf Virgin/EMI.