Wer hat sich nicht schon mal überlegt, was man alles machen könnte, wenn man die Musik zu seinen eigenen Bedingungen zusammensetzen könnte. So etwas ähnliches Macht Anne Laplantine auf der vorliegenden Scheibe. Strukturell basieren ihre kuriosen instrumentellen Kompositionen auf Minimalmusik im weitesten Sinne. Allerdings hat man das alles so noch nicht gehört. Mittels Samples und Harddisk-Recording verwebt Anne kleinste musikalische Einheiten – die übrigens alle aus organischen Quellen stammen (die Elektronik ist hier bloß Technik) – zu einem wundersamen Stückelkosmos, der im Zusammenhang dann wieder Sinn macht. Das Wundersame an diesem Experiment ist eigentlich nur, dass es so eingängig und leicht konsumierbar daherkommt. Insbesondere dann, wenn man sich überlegt, wieviel Schindluder schon aufgrund solch abstrakter musikalischer Konzepte, wie jenem, das Anne verfolgt, verbrochen wurde. Das zeugt davon, dass die Künstlerin einen enormen Weitblick und die absolute Übersicht über ihr Imperium haben muss. Was auch wieder wundersam ist, denn manches hört sich im Detail nach reinem Zufall an. Das Ganze ist also ein Stück Tonkunst, mit dem man sich auseinandersetzen kann – aber nicht muss, da es auch so funktioniert.
„Dicipline“ von Anne Laplantine erscheint auf Emphase/Hausmusik.