Als uns Ben Harper neulich erzählte, was er denn alles so an möglichen Projekten in der Pipeline habe, war dieses nicht dabei – obwohl es doch logisch erscheint. Unter anderem waren es ja seine Beiträge auf der Slide-Gitarre, die den Blind Boys mit zu einem späten zweiten Frühling verhalfen. Harper (und auch sein junger Kollege Robert Randolph) machten die Gospel-Musik so auch für eine jüngere Generation zugänglich. Diese Scheibe entstand aber eher doch beiläufig: Innerhalb einer Woche wurden alle Tracks geschrieben, arrangiert und eingespielt. Und dieses merkt man dem Werk auch an: Alle Tracks klingen weniger wie die ausgefeilten, Harper-typische Elaborate mit vielen geschichteten Rhythmen, Gitarren und Vocal-Parts, sondern wie eine live eingespielte Jam-Session mit Gospel-Chor (was es ja wohl auch war). Das Ergebnis kann sich indes dennoch durchaus hören lassen – vor allem auch deswegen, weil der Kompositeur Harper geschickt die üblichen Gospel Klischees aufgreift, aber dennoch mit einer eigenen Note versieht (Blues, Soul und Jazz werden elegant und unauffällig in den allgemeinen Flow einbezogen). Da die Scheibe aber selbstredend mit dem Gesang steht und fällt, ist Harper natürlich auf der sicheren Seite: Überzeugender, rauher, empathischer und griffiger als die Blind Boys präsentiert schließlich momentan niemand das ursprünglichste aller populären Genres. Und da Harpers teilweise bis ins Falsett reichende Stimme hervorragend mit dem grummeligen Herrenchor harmoniert, gibt’s auch diesbezüglich nichts zu mäkeln. Und hier kann man einen Ben Harper entdecken, der sich noch mehr zurücknimmt als auf seinen letzten Touren und den Songs (sowie den Blind Boys) generös den Vortritt lässt. Beachtenswert!
„There Will Be A Light“ von Ben Harper & The Blind Boys Of Alabama erscheint auf Virgin/EMI.