Aus deutschen Landen frisch in die „Singer / Songwriter mit starker Frauenstimme“-Kiste: Rain For A Day besteht aus Sängerin Miriam Schell (u.a. Prollhead, Robbie Smith, Brooke Russel) und Matthias Harder, bekannt als Drummer der festen deutschen Proggröße Sylvan. Für dieses Duo aber lässt er Sticks und Besen links liegen und bringt sich als Pianist / Keyboarder sowie Komponist ein. Das resultierende „Nebenprojekt“ macht mal richtig Sinn, denn statt von sich selbst berauschter, repetitiver Selbstbestätigung mit immer neuen Partnern (vgl. Roine Stolt) kehrt diese Verbindung neue Seiten und Denkmöglichkeiten hervor. Tatsächlich ist sogar von keiner allzu großen Schnittmenge zwischen Sylvan- und RFAD-Fans auszugehen, denn Songs wie „Frailty“ stehen in ihrer teils kinderliedhaften Schlichtheit (was als Kompliment gemeint ist) näher bei Fiona Apple, Tracy Bonham, Tori Amos, Judith Stüber oder (der frühen) Kate Bush, als beim schwelgerischen Neo Prog Sylvans.
Dabei haben RFAD der Versuchung widerstanden, die im (Harders) eigenem Studio liegt und ein effektvoll, aber sparsam produziertes Album aufgenommen, soweit die uns vorliegende Premaster-Kopie das verrät. Sämtliches Material ist im ruhig-getragenen Spektrum gehalten und wirkt auch am wohl am stärksten auf ruhebereite Zuhörer. Dennoch sorgen Nuancen für Abwechslung im zarten Wohlklang. „Tonight“ etwa gewinnt durch Loops gewisse Ambient-Qualitäten%3B auf dem durch seine Dynamiksprünge besonders lebhaften „So Real“ lässt Schell auch mal etwas erotische Verr(a)uchtheit ihrer Stimme zu, während das Hauptpianothema hier nun wirklich auf Tori Amos verweist%3B „New Year’s Eve“ verbreitet Kammermusikstimmung durch ein virtuelles Streichquartett%3B akustische „Gitarre“ und Schifferklavier sorgen für Seemannsgarn-Stimmung bei „Sharks“%3B das geheimnisvolle „Poetry Is A Crime“ erinnert angenehm an Kari Rueslatten%3B „La Sagrada“ (ob’s da um den Tempel in Barcelona geht?) könnte auch einem Musical entstammen… Man sieht: für Abwechslung ist gesorgt, auch wenn – einzig‘ aufkommender Vorwurf – Schells Interpretationen selten die wohl von ihr selbst gesetzten Grenzen verlassen. Das heißt, es gibt keine gefühlsmäßigen Ausbrüche, Schreie und Juchzer in ihrem Vortrag. Aber solche Stimmungen gibt es ja wirklich, ebenso wie solche wie gepuffert wirkenden Regentage.
„Elementals“ ist der perfekte Soundtrack für einen Herbstabend am Kamin, während draußen Bush-she „Sturmhöhen“ peitschen, man kann sich die Formation aber auch hinreißend live in einer Pianobar vorstellen – dann gerne als smoothes Jazztrio, mit Standbass…
„Elemental“ von Rain For A Day erscheint auf Point Music.