Es ist ja schon irgendwie bezeichnend, wenn sich eine Schauspielerin wie Minnie Driver hinstellt und sagt, dass man durch ihre Songs mehr über sie erfahren könne als durch ihren Beruf oder irgendwelche Interviews. Irgendwann hat auch eine Schauspielerin also keine Lust mehr sich zu verstellen. Was man durch diese Scheibe erfahren kann, ist, dass Minnie eine sehr angenehme, fein modulierte Singstimme hat. Etwas, das die, die ihre Stimme von den Originalversionen ihrer Filme her kennen, vielleicht weniger überraschen wird, als die, die sich mit ihrer mickymausigen Synchronstimme abgeben müssen. Mit einem gewissen Country Twang umschmeichelt Minnie – etwa in der Art von Natalie Merchant – äußerst gefühlvoll die Gesangsmelodien, leistet sich aber immer wieder überraschende und interessante Ausbrüche, die fast etwas jazziges an sich haben. Die Songs selber haben – obwohl sich durch manches Stücke eine fast psychedelisch anmutende Steel Gitarre windet – nicht viel mit Country zu tun. Offensichtlich ist Minnie keine studierte Musikerin, was ich aber angenehm auf ihr Songwriting auswirkt: Auf Basis verhallter, interessanter, akustisch basierter Arrangements entwickeln sich flach gehaltene folkige Pop-Songs, die in Harmoniefolge und Struktur aber oft genug ungewöhnliche Wendungen nehmen, um trotz ihrer augenscheinlichen Gleichartigkeit dennoch niemals langweilig zu werden. Der Ansatz ist ein ähnlicher wie bei Dido, wenngleich Elektronik hier – bis auf die verhallten Effekte, die fast jedem Stück eine versponnene, leicht mystische Atmosphäre verleihen – keine wirkliche Rolle spielt. Unauffällig eingebunden in das eigene Oeuvre ist eine ungewöhnliche, verschleppte, angejazzte Cover Version von Springtseens „Hungry Heart“. Nach Julie Delpy haben wir jetzt mit Minnie Driver eine weitere Schauspielerin die sich – trotz des eher hobbymäßigen Ansatzes – als veritable, ernstzunehmende und originelle Songwriterin outet. Ach ja: Und Minnie hat nichts in ihren Taschen außer ihren Songs.
„Everything I’ve Got In My Pocket“ von Minnie Driver erscheint auf Trampoline/EMI.