Wer Sue Garner vor allen Dingen von ihrer Arbeit mit Run On (Ehemann Rock Brown wirkt auch hier mit) oder von ihren Solo-Scheiben her kennt, dürfte von dieser Scheibe eher überrascht sein. Denn zusammen mit ihrer alten Freundin und Kollegin aus Last Roundup Zeiten, Angel Dean, und diversen Gästen gibt es hier ein durchweg traditionell ausgerichtetes Album zu bestaunen, bei dem nicht das Entdecken neuer musikalischer Möglichkeiten, sondern vielmehr die Harmoniekünste der beiden Protagonistinnen im Vordergrund stehen. Zu vergleichsweise simplen (aber selbst verfassten und deswegen nicht retroaktiven), oft akustischen Folksongs gibt’s hier ein Fest der Stimmen. „Go ahead, sing along!“ heißt es im Begleittext der Scheibe aufmunternd. Abgerundet wird der Trip durch eine Coverversion des eher konventionellen Michael Hurley Stückes „I Still Could Not Forget You Then“. Fazit: Das ist eine überraschend nackerte Angelegenheit geworden, die ein perfekter Showcase für die Sangeskünste von Garner und Dean ist, bei der man die musikalische Experimentierfreunde des Gespannes Garner / Brown allerdings nur in minimalen Ansätzen finden wird. Ein Widerspruch ist dies indes nicht unbedingt, denn Sues Stimme stand ja auch bei den eigenen Elaboraten immer wieder gerne im Zentrum.
„Pot Liquor“ von Angel Dean & Sue Garner erscheint auf Trocadero/Indigo.