Da hat sich die Grande Dame der englischen Folklore ihrer neuen CD aber einen bewusst bodenständigen Titel gegeben. Und natürlich passt dieser auch ausgezeichnet zu den sehr zurückhaltend inszenierten, klassischen Folk-Dramen, die nun mal Frau Tabors Leib und Magenspeise darstellen. Obwohl auf dieser Scheibe nur traditionelles Liedgut (englisches und amerikanisches) aus dem 18. und 19. Jahrhundert gegeben wird, passiert musikalisch dann doch einiges. Während man auf Scheiben dieser Art durchaus die üblichen, zur Gitarre vorgetragenen Balladen erwartet, die dann ggf. mit Dudelsack, Fiddle und ähnlichem traditionellen Instrumentarium bereichert sind, überraschen dann vor allem die impressionistischen, eher jazzigen Piano-Arrangements von Huw Warren, mit denen einige Tracks effektvoll inszeniert werden. Das ist dann durchaus mehr als bloße Traditionspflege. Dennoch wird June Tabor mit dieser CD wohl kaum neue Fans hinzugewinnen können. Aber für Freunde düster-morbider, klassischer Mord- und Totschlaggeschichten und melancholischer, tragischer Liebesdramen ist dieses Werk genau das Richtige.
„An Echo Of Hooves“ von June Tabor erscheint auf Normal/Indigo.