„Dämmrig folkloristische Melodien“ wie das Label souffliert, trifft es ganz gut, wenn man dämmrig auch auf die geheimnisvoll ermurmelte „Gesangs“stimme des Solokünstlers auszuweiten gewillt ist. Bei der ersten Tonträger-Veröffentlichung auf Trollmusic handelt es sich in der Tat um ein musikalisches Kleinod, das beileibe nicht jedem, dafür einigen um so mehr gefallen dürfte: Der Schnittmenge aus den inzwischen Massen von Tolkien-Fans und den überschaubarereren Reihen der Folkmusikanhänger müsste „The Lay Of Leithian“ eigentlich multiple Orgasmen bescheren.
Der französische Komponist und Interpret Engwar hat das Tolkien-Motivs der (Liebes-)Geschiche von Beren und Luthien – als Liedlein von Aragorn in „Die Gefährten“ / LOTR ebenso vertreten wie in voller Schönheit im Silmarillion, das nebenbei bemerkt der Neoprog-Gruppe Marillion den Namen stiftete – vertont und in einen stillen und gerade dadurch so in den Bann ziehenden Liederkreis aus zehn Stücken verwandelt. Dafür braucht er nicht mehr als Akustikgitarre, dunkel-mystisch tönendem Sprechgesang, Violine, Cello, Flöte, kaum Percussion sowie viele Generalpausen – und schafft damit doch eine ganz eigene Stimmung. Vergleiche scheinen hier fast unpassend, wenn überhaupt, atmen diese Stücke eine ähnliche Inspiration wie die nicht-metallischen Parts der norwegischen Genies Ulver. Ein wirklich edel gestaltetes Booklet mit allen (englischsprachigen) Texten rundet eine sehr besondere CD ab, die für lächerliche acht Hobbit-Silberstücke euer wird.
„The Lay Of Leithian“ von Ainulindalë erscheint auf Trollmusic.