Pin-Up-Blues: Die gebürtige Belgraderin Popovic ist im Blueslager für ihr virtuoses, recht modern wirkendes Gitarrenspiel mindestens ebenso berühmt, wie für ihr (auch auf Plattencovern gern ausgebreitetes) zugegeben wirklich überaus gefälliges Äußeres. Ihre Gesangsstimme selbst ist eigentlich nicht wirklich „schön“ – etwas quäkig und mit deftigem Akzent – tut aber trotzdem im selbstgewählten Kontext einfach alles, was sie soll. Dieses erste Livealbum wurde Anfang des Jahres im Melkweg in Anas Wahlheimatstadt Amsterdam aufgenommen und präsentiert die Schöne und ihre Mitstreiter in formidabler Kondition und vor einem begeisterungsfähigen Publikum.
Nach einem das Titelstück des letzten Albums „Comfort To The Soul“ aufgreifenden Intro zeigt das Solo-Feuerwerk von „Don’t Bear Down On Me“ gleich erstens, wo der Gitarrenhammer hängt, und zweitens, dass hier jemand „Long Train Running“ von den altvorderen Doobie Brs. gut verinnerlicht haben muss. Der Klassiker „Sittin‘ On Top Of The World“ hat sich bei Ana in einen flotten, vom ausgezeichnet spielenden Fabrice Ach mit Walking Bass unterlegten Stevie Ray Vaughan-Shuffle verwandelt.
Höhepunkte bilden „Navajo Moon“ (Verbeugung vor den gitarristischen Vorbildern der Künstlerin: besagtem S.R. Vaughan sowie Ronnie Earl) und „Night By Night“, also dem Beweis, dass man Steely Dan tatsächlich ohne Gesichtsverlust covern kann, jedenfalls wenn man einen so überragenden Gast wie den belgischen Jazzpianisten Dominique Vantomme an der Seite hat. „Jaco“ schließlich ist dem genialen und tragischen Werk und Ende des wohl wichtigsten modernen Jazzbassisten Jaco Pastorius gewidmet.
„Ana! Live In Amsterdam“ von Ana Popovic erscheint auf Ruf/In-Akustik.