Auf den ersten Blick hört sich die neue Scheibe des stillen Schweden an, als habe er auf einmal Spaß am Leben bekommen und sich in die Retro-Disco aufgemacht. Konsequent im Stil der frühen 80er Jahre gehalten, springt Jay-Jay zwischen unbekümmert dahin hopsenden Synthie-Rhythmen und Riffs und klassischen Disco-Grooves mit Glam-Rock Elementen herum (der Opener klingt z.B. verdächtig nach den frühen 10cc). Doch – ähnlich wie die großen Vorbilder jener Zeit – ist seine Musik nicht wirklich etwas für shiny happy people. Angesichts der melancholischen Vorgeschichte des Mannes – er begann seine Karriere, um seine unerfüllten Liebschaften in elegischen Trip-Hop-Songs zu verarbeiten – wäre das ja auch nicht sehr wahrscheinlich gewesen. Doch nachdem er sich in den letzten Jahren das DJ-Handwerk angeeignet hat, ist er auf den Geschmack gekommen. Wo sein skandinavischer Kollege Erlend Oye – der ähnlich verfährt – jedoch Elektronik und Akustik strikt trennt, mischt Jay-Jay nach wie vor. Das Ergebnis ist zumindest mal interessant – zumal tatsächlich ein paar nette Pop-Hits dabei abfallen. Wie das Endergebnis seiner musikalischen Reise aussehen wird, weiß vermutlich aber nicht mal Jay-Jay selber. Auf dem richtigen Weg scheint er aber allemal zu sein.
„Rush“ von Jay-Jay Johanson erscheint auf Labels/EMI.