Platte der Woche KW 11/2006
I Love You But I’ve Chosen Darkness – das muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen und dann steht ein Kniefall auf dem Programm. Was für ein großartiger Band-Name! Kann denn die Musik mithalten, fragt man sich anschließend. Die Antwort: Sie kann. Der Name klingt nach Mystik, Nebel, vereinzelten Sternen, Verletzlichkeit und natürlich Düsternis. Doch die Band aus Austin, Texas, ist keinesfalls komplett dem Gothic-Lager zuzuschreiben, sondern sie leiht sich nur einige Details aus. Hinzu kommt noch ein wenig New Wave der 80er und Shoegazer der frühen 90er. Been there, done that, natürlich, aber Chosen Darkness sind den Gang zum Plattenladen oder in den Online-Shop wert.
Christian Goyer, Edward Robert, Ernest Salaz, Timothy White und Daniel Delfavero sind die Namen, die hinter Chosen Darkness stecken, dazu kommt als Produzent immerhin noch Ministry’s Paul Barker. Doch die Aggressivität seiner Band hat Barker hier außen vor gelassen, dafür aber hat er den Songs von Chosen Darkness eine gehörige Portion Atmosphäre und Dichte eingeflößt. Durch das Album zieht sich ein eher düsteres Gebilde, das immer ein wenig bedrohlich wirkt, doch niemals wirklich Angst-Zustände hervorruft – auch wenn der Gesang immer Teil des Ganzen ist und sich nicht in den Vordergrund drängt. Die Gitarren schimmern passend dazu, der Bass sorgt für den wohligen Untergrund, bei „The Owl“ wähnt man sich in einem Outtake von The Cures Endlos-Instrumental-Stück „Carnage Visors: The Soundtrack“, „According To Plan“ kann man sich durchaus auf dem Tanzflur vorstellen. Und jetzt bitte alle auf die Knie. Für die Musik. Für den Namen.
„Fear Is On Our Side“ von I Love You But I’ve Chosen Darkness erscheint auf Secretly Canadian/Cargo.
