Platte der Woche KW 12/2006
Als 2002 das Swearing At Motorists-Debüt „This Flag Signals Goodbye“ herauskam, war die Kritik, zumindest in den USA, begeistert. Wie so oft war die Reaktion in Europa etwas verhaltener. Das dürfte sich auch mit dem neuen Album „Last Night Becomes This Morning“ kaum ändern. Dabei zeigen sich Dave Doughman & Co. in ganz großer Form. Selten hat man eine so anrührende Platte gehört.
Die Songs entstanden größtenteils auf Tour und genauso klingt das Ganze auch. Eine Platte wie ein Roadmovie. Die Songs wurden in Hotelzimmern, Hinterhofstudios, im Tourbus oder gar in einer Berliner U-Bahn-Station aufgenommen und genau diese Unmittelbarkeit macht diese Platte so stark. Denn all das passt zu Doughmans Texten. Da geht es um Selbstzweifel, das Umherreisen auf Tour und Spielen in halbleeren Clubs. Und der Frage: Wofür? Dabei klingen die Songs so vielfältig wie nie zuvor. Skizzenhaftes wie bei den frühen Guided By Voices trifft da auf langsamere, ausarrangierte Stücke a la Morphine oder Fuck. Die Band aus Dayton, Ohio, beweist mit diesem Album, dass weniger manchmal mehr ist. Was an Produktion gespart wurde, ging direkt in die Songs. Eine Lo-Fi-Platte im besten Sinne. Wenn Doughman in dem Song „Timing Is Everything“ singt: „The cover of a magazine is one place you won’t find me“ klingt das gar nicht traurig, nicht mal wehmütig. Doughman & Co werden weiter umherziehen und notfalls vor fünf Leuten spielen. Aus Liebe zur Musik.
„Last Night Becomes This Morning“ von Swearing At Motorists erscheint auf Secretly Canadian/Cargo.