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Cold Berlin Rain
Die Hallen, in denen Ben Harper in Deutschland mittlerweile spielt, werden immer größer. Voll war das Berliner Tempodrom zwar nicht, doch mussten so all jene Möchtegernsurfer, Kiffer und sonstige Leute, die 30 Euro übrig hatten, wenigstens nicht drängeln.
Als die Innocent Criminals um kurz nach halb neun mit der Reggae-Nummer „With My Own Two Hands“ das insgesamt zweieinhalbstündige Konzert eröffneten, war der von Harper später angesprochene „cold Berlin rain“ vergessen. Leider konnte der artige Querschnitt durch das Harpersche Oevre im Hauptteil des Konzerts nicht darüber hinwegtäuschen, dass das vergangene Jahr mit Tourneen in Europa, Nordamerika und Australien nicht spurlos an der Band vorbeigegangen war. So schienen vor allem Schlagzeuger Oliver Charles und Keyboarder Jason Yates deutlich weniger agil aufzuspielen, als man es von den Innocent Criminals gewohnt ist. Hinzu kam der seit dem Austieg des begandeten Marc Ford ohnehin etwas schlankere Sound. Jedoch sprach der Umstand, dass ein Großteil des Programms, darunter so hervorragende Songs wie das alte „Don’t Take That Attitude To Your Grave“ oder „Morning Yearning“ aus dem akutellen Album „Both Sides Of The Gun“ mit Autopilot letztlich immer noch überzeugte, für die Qualitäten dieser Band.
Wenngleich wirkliche Highlights im Main Set ausblieben, hob der Zugabenteil, wie immer zunächst von Ben Harper solo bestritten, das Konzert dann doch noch über den Innocent Criminals-Schnitt. Denn Harper gab neben Standards wie „Walk Away“ und der Gospelnummer „There Will Be A Light“ auch den unveröffentlichten und bisher nur selten gespielten Song „Lifeline“, der mit einem wunderschönen Lapsteel-Intro und beispielloser Intensität den emotionalen Höhepunkt des Abends bildete und selbst die Quasselstrippen im Publikum zum Schweigen brachte. Allein dafür hätte man ihn in den Arm nehmen können.
