Die beste Nachricht gleich vorweg: die unsäglichen Popstomper „Tubthumping“ und besonders „Top Of The World (Olé, Olé, Olé)“ befinden sich NICHT auf dieser Platte. Das wäre auch völlig überflüssig gewesen bei einer Band, die seit 25 Jahren besteht und dabei immer wieder wunderbare Songs geschrieben hat. Von der Anerkennung der großen Masse, die sich erst Mitte der 90er-Jahre mit den eben genannten unsäglichen Popstompern einstellte, waren Chumbawamba sowieso noch niemals abhängig. Sie haben ihr treues Publikum gefunden, das zahlreich ihre Konzerte besuchte, wie man auf dem neuen Live-Album „Get On With It“ nachprüfen kann, das im Laufe des Jahres 2006 in verschiedenen Venues in England aufgenommen wurde. Dabei lassen sie alle elektronischen Devices weg und besinnen sich auf das, was sie am besten können: Die Leute unterhalten mit beschwingten Akustiksongs und mit grundsympathischen Einlagen. Höhepunkte sind die eigenwillige Bearbeitung des englischen Traditionals „Hard Times Of Old England“ und das daran anschließende stimmungsvolle „By & By“, das urplötzlich Teile von „I Dreamed I Saw Joe Hill Last Night“ aufnimmt.
Dass Chumbawamba bei ihrer Sozialkritik und politischen Manifesten gern mit dem textlichen Holzhammertexten operieren („Homophobia, the worst disease / you can’t love who you want to love in times like these“), ist zwar Tatsache, aber auch verzeihlich, denn ihr perfekter und anrührender Harmoniegesang versöhnt mit so manchem pathetischen Moment. Auch gibt es selten Bands, die ihre Linernotes in Reimen zu schreiben imstande sind. Und wenn sie dann „On eBay“ anstimmen und der ganze Saal mitsingt, ist sogar ein bisschen Gänsehautgefühl möglich.
„Get On With It Live“ von Chumbawamba erscheint auf edel.
