Platte der Woche KW 15/2007
Welch ein wunderbarer Titel für das wunderbare neue Album der Folk- und Rhythm-Ikone Holly Golightly – 14 Titel, die den Geist des Elektro-Blues inhaliert haben, als gäbe es keine andere Luft zum Atmen. Die Songs wurden zusammen mit Lawyer Dave (The Brokeoffs), mit dem sie auch schon auf Tour war, bei Golightly zuhause aufgenommen. Was soll man sagen: Golightly entdeckt die Countrymusik für sich als Steinbruch, aus dem so mancher unwiderstehliche Track herausgehebelt wird. Alle Harmoniewechsel sind genau da, wo man sie genretypisch erwarten würde, und trotzdem legt Golightly einen Charme in diese Vorhersehbarkeit, dass man bereitwillig an ihren Lippen hängt. Einen vor Understatement strotzenden Song wie „You Can’t Buy A Gun When You’re Crying“ würden die meisten nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hinbekommen. Johnny Cash und Billy Childish lassen schön grüßen.
„Ain’t nobody gonna love you like the devil do“ heißt es bereits zu Beginn („Devil Do“), und tatsächlich, später wird mit Jesus abgerechnet („Jesus Don’t Love Me“) – das klassische Blues-Thema also, der Mensch, der völlig vereinsamt durch die Wüste irrt, verlassen von Mann und Maus – wenn er nicht sogar selbst goodbye sagen muss („So Long“). Das Leben ist verdammt hart, wenn man arschcool ist. Holly Golightly und ihre Mitstreiter allerdings dürften sich mit diesem äußerst interessanten Album wieder richtig ins Gespräch bringen, bevor im Sommer schon das nächste Release ansteht. Bis dahin reiten wir weiter auf einsamen Pfaden zum Waffengeschäft unseres Vertrauens (wann macht Golightly eigentlich den Soundtrack zu „Kill Bill III“?) und halten die Tränen zurück.
„You Can’t Buy A Gun When You’re Crying“ von Holly Golightly & The Brokeoffs erscheint auf Damaged Goods/Cargo.