Eigentlich, so wäre anzunehmen, hätte Emily Haines als Frontfrau von Metric, gelegentlich Broken Social Scene und diverser anderer Projekte, doch schon genug zu tun. Doch weit gefehlt: Mit „Knives“ legt sie nicht nur irgendein beliebiges Solo-Album vor, sondern obendrein eines, das sich als stilistisch vollkommen eigenständig und losgelöst vom Band-Sound zeigt. Gitarren finden z.B. so gut wie gar nicht statt – dafür gibt es jede Menge düstere, z.T. klassisch inspirierte, vor allen Dingen aber komplex und vertrackt verschachtelte Keyboard-Songs, die Emily gelegentlich auf höchst verblüffende Art mit Bläsersätzen verziert. Das ist wahrlich kein Wegwerf-Projekt und auch nichts für nebenher, denn Emily lotet hier offensichtlich die dunklen Seiten ihrer Seele aus und tut dies unglaublich intensiv und mit einer – bislang verborgenen – Vorliebe für progressive Songstrukturen und Art-Rock-Verstiegenheit. „Knives“ ist ein zwar introvertiertes, aber höchst beeindruckendes, kammermusikalisches Erlebnis der besonderen Art. Und alleine, weil das so vollkommen überraschend kommt, hat dieses Werk schon alle Aufmerksamkeit verdient.
„Knives Don’t Have Your Back“ von Emily Haines & The Soft Skeleton erscheint auf Grönland/Cargo.