Wer schon mal ein Konzert von Hellmut Hattler gesehen hat, der weiß, dass man da für gewöhnlich eine kompromisslose Vollbedienung geboten bekommt. Eine, die freilich polarisiert: Die Fans lieben des Mannes stilistische Ungebundenheit, seine instrumentalen Fertigkeiten und den Willen, auch den Pop als vollwertiges Element seines Tuns zu begreifen. Außenstehende lässt er hingegen of erstaunlich kalt: Denen ist Hellmut immer „zu“ – also zu steril, zu platt, zu intellektuell, zu frickelig, zu banal. Dass sich das alles widerspricht, bestätigt eigentlich Hellmuts Entscheidung, sich außerhalb der üblichen Zirkel und Mechanismen zu bewegen. Aber genug geschwafelt: Das vorliegende Live-Album bedient alle Aspekte, die ein Hattler-Fan von ihm erwartet – von der Solo-Improvisation über die wieselflinken Instrumentals bis hin zum jazzigen, durchkomponierten Pop-Song ist alles dabei – hauptsächlich in der Besetzung der aktuellen Hattler-Band mit Torsten de Winkel am E-Sitar und dem Gesang von Fola Dada. So weit so gut. Das, was es auszusetzen gäbe, ist schon wieder subjektiv – dass Hellmut hier nicht eben die inspiriertesten Momente zusammengetragen hat, etwa. Andererseits hat ja eh jeder verschiedene Vorstellungen vom optimalen Konzerterlebnis. Sehen wir diese Scheibe also als Momentaufnahme, als Dokument der momentanen Hattler-Phase. Rein was das dargebotene Material und die Vielfalt betrifft, ist diese Doppel-CD auf jeden Fall ihr Geld wert.
„Live Cuts“ von Hattler erscheint auf Bassball Recordings.