Platte der Woche KW 47/2008
Bereits mit ihrem hochgelobten Debütalbum „Cryptograms“ aus dem Jahr 2006 sollten Deerhunter aus Atlanta den einen oder anderen Fan gewonnen haben. Im Lager der Kritiker haben die Jungs um den extrovertierten Blogger Bradford Cox jedenfalls einen Stein im Brett und man muss kein Prophet sein, wenn man vermutet, dass „Microcastle“ in einigen Bestenlisten dieses Jahres auftauchen dürfte. Zu Recht, denn „Microcastle“ ist eine famose Pop-Platte, die man freilich erwarten durfte. Klang die Band anfangs noch krachig und nur bedingt zugänglich, so machte doch bereits der zweite Teil von „Cryptograms“ klar, dass Bradford Cox große Popsongs schreiben kann.
„Microcastle“ löst dieses Versprechen voll und ganz ein. Das Album wirkt bisweilen so schön und zugänglich, dass man fast misstrauisch werden könnte. Doch immer wenn man Langeweile erwartet, erstaunen uns Deerhunter mit unerwarteten Wendungen, Brüchen und Skizzenhaftem. Selten hat man in letzter Zeit eine Platte gehört, die so unverschämt und gut Can, die Beatles und My Bloody Valentine vereint. Und ebenso selten findet man eine Platte, die sowohl beim ersten Hören zündet, als auch bei Dauerrotation keinerlei Abnutzung oder Langeweile aufkommen lässt. „Never Stops“ etwa ist eine so herzerfrischende schöne Shoegazer-Nummer, dass man endlich einsieht, warum es Sinn macht, CD-Spieler mit Repeat-Tasten auszustatten. Als wäre „Microcastle“ nicht schon genug des Guten, gibt es auf der Bonus-CD „Weird Era Continued“ gleich nochmal 13 etwas skizzenhaftere Ohrwürmer. Man hält den Atem an und freut sich, solch eine Platte in den Händen zu halten. Ganz groß! Bitte kaufen.
„Microcastle“ von Deerhunter erscheint auf 4AD/Indigo/Beggars Group.