Einfach mal aus der bestehenden Lebenssituation ausbrechen? Nur wenige Menschen tun es wirklich. Man könnte ja für ein wenig verrückt gehalten werden. Stimmt, aber was ist so falsch daran? Nichts! Genau mit dieser Einstellung scheinen Of Montreal durch die Welt zu spazieren. Auf ihrem neuen Album „Skeletal Lamping“ zelebrieren sie das bunte Leben mit all seinen Facetten ausgiebig und das hört man ihrer Musik auch an. Sehr sogar. Fröhlich, verrückt und leicht schräg kombinieren sie gleich eine ganze Palette an Stilrichtungen miteinander und wollen sich nicht auf einen bestimmten Sound festlegen. Viele der Songs kommen sehr poppig und ausgeflippt daher, was an ihrem stetig wechselnden Charakter liegt. Gerade wenn man sich an die eingängigen Gitarrenriffs gewöhnt hat, wird man plötzlich durch einen Regen an Disco Beats und funkigen Melodien überrascht.
So unerwartet wie der Stilbruch anfangs über einen hereinplatzt, so gleichmäßig holt er im Laufe des Albums immer wieder auf’s Neue aus, um den Hörer unverhofft am Ohr zu ziehen. Jeder der Songs auf „Skeletal Lamping“ verspricht eine ganz eigene Wundertüte zu sein und so kann man sich sicher sein, dass es der Platte an Überraschungsmomenten auf keinen Fall fehlt. Stimmungen, die von flippig und modern bis hin zu düster und kompliziert reichen und teilweise ihre Richtung so abrupt ändern, das alles kann einen schon mal an die Grenzen des Genusses treiben. Die musikalische Vielfalt spiegelt sich in ähnlicher Weise auf textlicher Ebene wider und wird vom Sänger und Songschreiber Kevin Barnes in ebenso kontrastreicher stimmlicher Manier interpretiert. Man möchte fast meinen es stecken eine handvoll verschiedener Sänger auf einmal in ihm. Erstaunlich bei all dem ist, wie sehr Of Montreal es trotz der anfänglich erzeugten Verwirrtheit schaffen mit ihrem Mut zum sympathischen Wahnsinn auf der Zielebene als Gewinner dazustehen.
Wer könnte sich solch einer Fülle von muskalischem Zündstoff besser annehmen als ein Mann, dem es augenscheinlich auch unter den Nägeln brennt, wenn man die Vielzahl seiner Projekte betrachtet? Die Rede ist von Jon Brion, der für die Auskopplung „An Eluardian Instance“ seine Remix-Fähigkeiten unter Beweis gestellt hat. Angesichts des Resultats muss man wohl eher von Neuinterpretationen sprechen. Die grundlegenden Elemente des Songs sind erhalten geblieben, aber werden durch eine vielschichtigere Instrumentation neu belebt bzw. erhalten durch zusätzliche Vocals noch mehr Ausdruck. Das Plätzchen der heimischen Musikecke darf im Hinblick auf beide Veröffentlichungen gerne um ein Stück erweitert werden.
„Skeletal Lamping / An Eluardian Instance Remix EP“ von Of Montreal erscheint auf Polyvinyl/Cargo.